Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

Table of handwritten notes

< >
< >
page |< < (121) of 624 > >|
    <echo version="1.0RC">
      <text xml:lang="de" type="free">
        <div xml:id="echoid-div86" type="section" level="1" n="52">
          <p>
            <s xml:id="echoid-s1652" xml:space="preserve">
              <pb o="121" file="131" n="131"/>
            einer Kraft, die ihnen urſprünglich gegeben iſt, nur ſolche und
              <lb/>
            nicht andere Blüten und Früchte zu treiben und nur die ihnen
              <lb/>
            zuſagenden und nötigen Stoffe und nicht andere aus der Luft
              <lb/>
            und dem Boden zu entnehmen.</s>
            <s xml:id="echoid-s1653" xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s1654" xml:space="preserve">Gleichwohl hat die Erfahrung gelehrt, daß man die
              <lb/>
            Früchte ſelbſt veredeln kann durch künſtliche Mittel, wenn man
              <lb/>
            edlere Zweige derſelben Gattung den Bäumen aufpfropft, oder
              <lb/>
            wenn man den Blütenſtaub edlerer Früchte den Blüten der-
              <lb/>
            ſelben Gattung zuführt. </s>
            <s xml:id="echoid-s1655" xml:space="preserve">All unſer beſſeres Obſt iſt in dieſer
              <lb/>
            Weiſe veredelt und es iſt ein großes Verdienſt um die Menſch-
              <lb/>
            heit, dieſe Veredelung der Fruchtbäume noch weiter zu treiben,
              <lb/>
            als es bisher geſchieht. </s>
            <s xml:id="echoid-s1656" xml:space="preserve">Merkwürdig iſt es, daß man von
              <lb/>
            einzelnen Zweigen eines und desſelben Baumes Früchte von
              <lb/>
            ſehr verſchiedenen Eigenſchaften ziehen kann, z. </s>
            <s xml:id="echoid-s1657" xml:space="preserve">B. </s>
            <s xml:id="echoid-s1658" xml:space="preserve">ſauere und
              <lb/>
            ſüße Kirſchen, Birnen und Äpfel; </s>
            <s xml:id="echoid-s1659" xml:space="preserve">aber dieſe Kunſt hat be-
              <lb/>
            ſtimmte Grenzen und dieſe Pfropfung gelingt nur, wenn eine
              <lb/>
            nahe Verwandtſchaft zwiſchen den Früchten von Natur aus
              <lb/>
            gegeben iſt.</s>
            <s xml:id="echoid-s1660" xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s1661" xml:space="preserve">So lauſcht der Menſch der Natur einzelne Geheimniſſe
              <lb/>
            ab und zwingt ſie zuweilen, ſeinen Launen und Zwecken zu
              <lb/>
            dienen; </s>
            <s xml:id="echoid-s1662" xml:space="preserve">aber ſeine Kunſt hat eine Schranke wie ſein Wiſſen,
              <lb/>
            und immer iſt es die Natur, deren Spuren er folgen und deren
              <lb/>
            Geſetze er reſpektieren muß.</s>
            <s xml:id="echoid-s1663" xml:space="preserve"/>
          </p>
        </div>
      </text>
    </echo>