Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
page |< < (155) of 624 > >|
    <echo version="1.0RC">
      <text xml:lang="de" type="free">
        <div xml:id="echoid-div98" type="section" level="1" n="64">
          <pb o="155" file="165" n="165"/>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s2191" xml:space="preserve">Bevor aber das Fleiſch ins Kochen kommt, löſt ſich von
              <lb/>
            der Oberfläche desſelben das Eiweiß des Fleiſches ab und ver-
              <lb/>
            miſcht ſich mit dem Waſſer, und dies giebt der Fleiſchbrühe
              <lb/>
            die eigentliche Kraft, die ernährend wirkt. </s>
            <s xml:id="echoid-s2192" xml:space="preserve">Später, wenn das
              <lb/>
            Waſſer kocht, gerinnt das Eiweiß, die Brühe wird weiß, als
              <lb/>
            ob das Weiße von Eiern darin wäre, und aus dem Innern
              <lb/>
            des Fleiſches entweicht nun immer mehr dieſer Stoff und macht
              <lb/>
            die Brühe immer kräftiger. </s>
            <s xml:id="echoid-s2193" xml:space="preserve">Während deſſen aber zerfließt das
              <lb/>
            Fett des Fleiſches und löſen ſich die Salze desſelben auf, ſo
              <lb/>
            daß eine gute Brühe zwar dem Fleiſch viel von ſeiner Kraft
              <lb/>
            entzieht, aber die Kraft bleibt in der Brühe, und das Fleiſch
              <lb/>
            wird durch das Kochen zerteilbarer für die Zähne und ver-
              <lb/>
            daulicher für den Magen. </s>
            <s xml:id="echoid-s2194" xml:space="preserve">Inzwiſchen wird keine Hausfrau
              <lb/>
            vergeſſen, das Kochſalz reichlich hinzuzuthun. </s>
            <s xml:id="echoid-s2195" xml:space="preserve">Dieſes löſt ſich
              <lb/>
            ſchnell im Waſſer auf; </s>
            <s xml:id="echoid-s2196" xml:space="preserve">aber in demſelben Maße, wie das
              <lb/>
            Fleiſch Teile ausſcheidet und dem Waſſer abgiebt, in demſelben
              <lb/>
            Maße nimmt das Fleiſch Kochſalz in ſich auf, wodurch es nicht
              <lb/>
            nur ſchmackhafter und verdaulicher, ſondern auch
              <emph style="sp">nahrhafter</emph>
              <lb/>
            wird. </s>
            <s xml:id="echoid-s2197" xml:space="preserve">Denn ſowohl die Gewebe des menſchlichen Körpers,
              <lb/>
            wie das Blut und namentlich die Knorpel bedürfen zu ihrer
              <lb/>
            Bildung des Salzes. </s>
            <s xml:id="echoid-s2198" xml:space="preserve">Ein guter Landwirt miſcht daher auch
              <lb/>
            gerne einige tüchtige Hände voll Salz unter das Futter der
              <lb/>
            Tiere, und die Erfahrung lehrt, daß ſie dadurch ſtark und
              <lb/>
            wohlgenährt werden.</s>
            <s xml:id="echoid-s2199" xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s2200" xml:space="preserve">Freilich kommen Fälle vor, wo man weniger eine gute
              <lb/>
            Brühe und das Fleiſch ſelber dafür kräftiger haben will. </s>
            <s xml:id="echoid-s2201" xml:space="preserve">In
              <lb/>
            ſolchem Falle darf die Hausfrau das Fleiſch nicht mit kaltem
              <lb/>
            Waſſer beiſetzen, ſondern mit kochendem Waſſer. </s>
            <s xml:id="echoid-s2202" xml:space="preserve">So wie das
              <lb/>
            Fleiſch ins kochende Waſſer kommt, gerinnt das Eiweiß auf
              <lb/>
            der Oberfläche des Fleiſches und verſchließt dasſelbe, daß es
              <lb/>
            nicht die Nahrungsſtoffe aus dem Innern frei läßt. </s>
            <s xml:id="echoid-s2203" xml:space="preserve">Auch das
              <lb/>
            Braten im Ofen, wo das Fleiſch nicht vom Waſſer bedeckt
              <lb/>
            wird, bringt dieſelbe Wirkung hervor. </s>
            <s xml:id="echoid-s2204" xml:space="preserve">Richtiger und </s>
          </p>
        </div>
      </text>
    </echo>