Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
page |< < (164) of 624 > >|
174164 haben, daß man bei großer Ermüdung das Gefühl der Trocken-
heit im Munde verſpürt und ein Stückchen Semmel einem ſo
ausgetrocknet vorkommt, daß es, wie man ſich ausdrückt, im
Halſe ſtecken bleibt.
Wie es mit dem Speichel iſt, ſo iſt es
mit den anderen Verdauungsflüſſigkeiten, und oft fühlt man in
ſolchen Fällen, daß ein Biſſen im Magen wie ein Stein liegt,
der erſt durch einen Trunk aufgeweicht werden müßte.
Es iſt daher wichtig, vor dem Eſſen ein wenig zu ruhen,
während desſelben nicht andere Arbeiten vorzunehmen und
hauptſächlich nach dem Eſſen den Körper nicht äußerlich anzu-
ſtrengen.
Das Eſſen iſt eine innerliche Arbeit, und man ſoll
möglichſt bei dieſer nicht zugleich äußerlich arbeiten.
Die Er-
fahrung werden wohl ſchon viele gemacht haben, und ſie iſt von
der Wiſſenſchaft beſtätigt, daß ſich ſelbſt im heißeſten Sommer
kurz nach dem Eſſen der Echweiß verliert;
Beweis genug, daß
bei der Thätigkeit der inneren Organe die äußeren ruhen müſſen.
Es iſt alſo während, vor und nach dem Eſſen durchaus Ruhe
nötig, und dieſe Ruhe iſt es, die uns auch nach Tiſch träge
macht und uns die Neigung giebt, ein wenig zu ſchlummern.
Aber auch nur ein wenig. Selbſt diejenigen, die ſich
daran gewöhnt haben, fühlen es, daß ſie mit einem halb-
ſtündigen Halbſchlummer genug haben und daß ſie unerquickt
ſind, wenn ſie lange ſchlafen.
Der Grund hiervon iſt folgender:
Der Verdauungsprozeß im eigentlichen Sinne geſchieht
auf chemiſchem Wege, durch Auflöſung der Speiſen vermittelſt
des Magenſaftes.
Dieſe Verdauung wird aber befördert durch
Bewegungen des Magens, der die Speiſen von einer Seite
zur anderen hinſchiebt und ſie unter einander bringt und zu
einem Ballen umgeſtaltet, deſſen einzelne Teile verſchmolzen
ſind.
Zu dieſem erſten Akt der Verdauung iſt die Ruhe zu-
träglich, und darum iſt der Schlaf während dieſer Zeit ſo ſüß
und angenehm.
— Zur weiteren Verdauung jedoch iſt

Text layer

  • Dictionary

Text normalization

  • Original
  • Regularized
  • Normalized

Search


  • Exact
  • All forms
  • Fulltext index
  • Morphological index