Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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21228 ſo intereſſiert es uns darum viel lebhafter, weil wir in hohem
Grade zweifelhaft ſind, wie weit hiermit ein Willen dieſer
Spinne verbunden iſt.
III. Der Inſtinkt des Tieres.
Man kann beim Inſtinkt der Tiere unterſcheiden zwiſchen
dem, was die Natur ſie lehrt, und dem, was der Menſch ſie
verrichten läßt.
Was die Natur das Tier lehrt, bringt das Tier mit zur
Welt, es gehört mit zum Weſen des Tieres, und das Tier
bedarf keiner Zeit, um ſich dazu fähig zu machen.
Legt man einem Huhn Enteneier unter und läßt ſie von
demſelben ausbrüten, ſo iſt es ein höchſt überraſchender Anblick,
zu ſehen, wie die jungen Entchen ihrer Stiefmutter folgen und
gehorchen, und wie ſie mit der kindlichſten Anhänglichkeit ihrer
Pflegerin anhangen;
aber wenn die Pflegerin ſie in die Nähe
eines Waſſers bringt, eilen die Enten mit voller Sicherheit
hin, um ſich im Waſſer zu baden und auf demſelben umherzu-
ſchwimmen, und achten weder auf das Rufen noch auf die
Angſt der Pflegerin, die am Ufer ängſtlich umherläuft und
mit kläglicher Stimme ſie auf das Trockene lockt.
— Man ſieht
bei ſolcher Gelegenheit, daß das Huhn die Gefahr meidet, die
das Waſſer ihm bringen würde.
Die jungen Enten begeben
ſich aber auf das Waſſer, weil eben die Natur ihnen keine
Scheu vor dem Waſſer einflößt.
Im Huhn aber, das ſie angſt-
voll zurückruft, geht offenbar noch etwas mehr vor als der
bloße Trieb, etwas zu thun oder zu laſſen.
Bei dieſem ſtellt
ſich wohl eine geiſtige Thätigkeit ein, eine Sorge, eine Angſt,
die offenbar nur daher rührt, daß es ſich ſeine Brut in Lebens-
gefahr vorſtellt.
Hier alſo begegnen wir ſogar ſchon einer
Vorſtellung, einem Denken.

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