Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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27490 er aber hinkommt, merkt man ihm an, daß er den Herrn ſucht,
ſo eigentümlich iſt das Weſen dieſes Tieres und ſo ſprechend
ſein ganzes Benehmen.
Findet er ihn trotz all’ dem nicht, ſo
ſtellt er ſich allenthalben hin, wo er ihn nur vermuten kann,
um ihn durch ſein Bellen herbeizurufen, und nach jedesmaligem
Bellen ſpitzt er die Ohren und horcht, ob er das Pfeifen oder
den Ruf des Herrn vernimmt.
Man hat noch nie gefunden,
daß der Hund ſeinen Herrn geſucht hätte, wenn dieſer in ſeiner
Gegenwart abgereiſt war oder gar wenn der Herr geſtorben
iſt, obgleich man am ganzen Betragen des Hundes aufs Ent-
ſchiedenſte merkte, daß er den Herrn ſehr vermiſſe.
Ja, wenn
es zu lange währt, ſucht der Hund einen andern Herrn, ſchließt
ſich dieſem mit großer Treue an, gehorcht ihm wie dem erſten
Herrn und ſcheint jenen nicht mehr zu miſſen.
Erblickt er ihn
aber und wäre es auch nach vielen Jahren, ſo erkennt er den
erſten Herrn wieder und ſchließt ſich oft gegen deſſen Willen
ſeinem alten Beſitzer an.
Wir wollen noch eine Bemerkung mitteilen, die man bei
einigen außerordentlichen Hunden machte.
Man hielt dieſen
Hunden, die ſonſt vorzügliche Klugheit verrieten, die ſehr treu
gemalten Bilder ihrer Herren vor;
die Hunde ſahen ſie an,
erkannten ſie aber nicht.
Der Hund des Aubry de Montdidier, der ſogar durch
Theaterdichter verherrlicht worden iſt, ſoll durch ſeinen unbe-
zähmbaren Haß gegen den Mörder ſeines Herrn deſſen Mord-
that verraten haben (im Jahre 1361).
Bedenkt man hierbei, daß der Hund kein rachſüchtiges
Tier iſt, daß er Beleidigungen leicht verzeiht und die Unbill,
die man ihm ſelbſt zugefügt, ſchnell vergißt, ſo kann man ſich
des Gedankens nicht erwehren, daß im Bewußtſein des Hundes
die Mordthat gegen ſeinen Herrn als eine ſchreckliche nie zu
verzeihende That erſcheint.
Der Hund alſo urteilt und unter-
ſcheidet wohl zwiſchen einer Handlung und der andern.

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