Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
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27995 ſich auszubilden, alſo etwas zu erlernen, was er bisher nicht
gekonnt hat.
Der Nachahmungstrieb der Affen gleicht dem der Menſchen;
fie ahmen nicht das Benehmen des Pferdes oder Hundes
nach, ſondern ſie ahmen Menſchen nach, und nur dem
Menſchen;
das deutet offenbar an, daß dem Affen eine
Erkenntnis vorſchwebt, daß der Menſch nachahmungswürdig
für ihn iſt! Bedenkt man, wie tief der Nachahmungstrieb
im Menſchen wurzelt, wie dieſer Nachahmungstrieb immer
im ganzen und großen ſo gerichtet iſt, daß nicht der Begabte
dem Unbegabten, ſondern umgekehrt der Unbegabte dem Be-
gabten nachahmt, ſo wird man den Nachahmungstrieb als
einen Trieb erkennen, der in dem Menſchengeſchlechte eine
hohe Rolle ſpielt und zu deſſen Vervollkommnung unendlich
viel beigetragen hat.
Wenn man die Fähigkeit des Affen mit der des Hundes
vergleicht, ſo iſt man oft geneigt, den Hund über den Affen
zu ſtellen;
allein das iſt ein Irrtum. Der Hund hat Tugenden,
die ihn dem Menſchen dienſtbarer und brauchbarer machen.
Das ganze Daſein des Hundes geht im Dienſte des Herrn
auf.
Das aber gerade iſt kein Beweis der Selbſtändigkeit.
Der Affe iſt für den Menſchen unbrauchbarer;
aber dies iſt
eben ein Beweis, daß er nicht ganz ſo unſelbſtändig dem
Menſchen gegenüber wird.
Iſt auch der Hund als Haus-
tier angenehmer und ſchätzenswerter als der Affe, ſo kann
man ihn geiſtig doch deshalb nicht höher ſtellen als dieſen.

Ein treuer Hund iſt oft ein ſchätzbarerer Beſitz als ein untreuer
Knecht;
aber darum iſt der Knecht keineswegs ein Weſen, das
unter dem Hunde ſteht.

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