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des champs in Paris, die ein altes, ſehr feſtes Gemäuer iſt,
fingen die Wände an ſich nach außen zu biegen, ſo daß man
vorausſah, daß das Dach und die inneren Etagen einſtürzen
müßten. Die meiſten Baumeiſter von Paris waren deshalb da-
für, das Gebäude niederzureißen und friſch aufzubauen; allein
ein Schüler der berühmten polytechniſchen Schule, Namens
Molard, hat die dicken Mauern wieder zurecht geſchoben und
zwar durch Wärme und Kälte. Er ſchlug zu dieſem Zweck
Löcher durch die gegenüberſtehenden Mauern und ſteckte Eiſen-
ſtangen durch dieſelben, ſo daß ſie durch das ganze Gebäude
gingen und noch zu beiden Seiten draußen aus den Mauern
hervorragten. Hier an den äußerſten Enden waren Schrauben-
gänge eingeſchnitten, auf welchen große Schraubenmuttern feſt-
gedreht wurden. Nunmehr ließ Molard an den Stangen im
Innern des Gebäudes lauter kleine Spirituslämpchen auf-
hängen, deren Flammen die eiſernen Stangen erhitzten. Die
Stangen dehnten ſich aus und ragten derart draußen aus den
Mauern heraus, daß die Schraubenmuttern zu beiden Seiten
weiter geſchraubt werden konnten. Als das geſchehen war,
ließ Molard die Lämpchen auslöſchen. Die eiſernen Stangen
wurden nun wieder kalt und zogen ſich zuſammen und zwar
mit ſolcher Gewalt, daß die von den Schraubenmuttern draußen
feſtgehaltenen Wände dadurch genötigt waren einander näher
zu rücken. Hierauf wurden die Lämpchen wieder angezündet,
die Stangen dehnten ſich wieder aus, die Schraubenmuttern
konnten nun wiederum an das Gebäude feſtgeſchraubt werden
und bei der nochmaligen Abkühlung der Stangen ſtellten ſich
die Wände wieder ein wenig gerader, ſo daß nach wieder-
holtem Erhitzen und Abkühlen der Stangen die dicken Mauern
wieder vollkommen gerade aufgerichtet wurden.
fingen die Wände an ſich nach außen zu biegen, ſo daß man
vorausſah, daß das Dach und die inneren Etagen einſtürzen
müßten. Die meiſten Baumeiſter von Paris waren deshalb da-
für, das Gebäude niederzureißen und friſch aufzubauen; allein
ein Schüler der berühmten polytechniſchen Schule, Namens
Molard, hat die dicken Mauern wieder zurecht geſchoben und
zwar durch Wärme und Kälte. Er ſchlug zu dieſem Zweck
Löcher durch die gegenüberſtehenden Mauern und ſteckte Eiſen-
ſtangen durch dieſelben, ſo daß ſie durch das ganze Gebäude
gingen und noch zu beiden Seiten draußen aus den Mauern
hervorragten. Hier an den äußerſten Enden waren Schrauben-
gänge eingeſchnitten, auf welchen große Schraubenmuttern feſt-
gedreht wurden. Nunmehr ließ Molard an den Stangen im
Innern des Gebäudes lauter kleine Spirituslämpchen auf-
hängen, deren Flammen die eiſernen Stangen erhitzten. Die
Stangen dehnten ſich aus und ragten derart draußen aus den
Mauern heraus, daß die Schraubenmuttern zu beiden Seiten
weiter geſchraubt werden konnten. Als das geſchehen war,
ließ Molard die Lämpchen auslöſchen. Die eiſernen Stangen
wurden nun wieder kalt und zogen ſich zuſammen und zwar
mit ſolcher Gewalt, daß die von den Schraubenmuttern draußen
feſtgehaltenen Wände dadurch genötigt waren einander näher
zu rücken. Hierauf wurden die Lämpchen wieder angezündet,
die Stangen dehnten ſich wieder aus, die Schraubenmuttern
konnten nun wiederum an das Gebäude feſtgeſchraubt werden
und bei der nochmaligen Abkühlung der Stangen ſtellten ſich
die Wände wieder ein wenig gerader, ſo daß nach wieder-
holtem Erhitzen und Abkühlen der Stangen die dicken Mauern
wieder vollkommen gerade aufgerichtet wurden.
Aber nicht nur Eiſen, ſondern alle Dinge in der Welt
dehnen ſich in der Wärme aus und ziehen ſich in der Kälte
zuſammen, ſelbſt wenn ſie noch ſo feſt und unbeweglich ſcheinen.
dehnen ſich in der Wärme aus und ziehen ſich in der Kälte
zuſammen, ſelbſt wenn ſie noch ſo feſt und unbeweglich ſcheinen.