Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
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3828 nismen durch die Annahme beſtimmter Geſtalten gleichen,
können ebenfalls durch Aufnahme geeigneten Stoffs wachſen.
In einer ſtarken Löſung von Alaun in Waſſer ſondert ſich der
Alaun z.
B. an einem hineingehängten Faden in Kryſtallen
ab, die nach und nach durch Entnahme von neuem Alaun ſich
vergrößern:
wachſen. Wie die Organismen für ihre Ernährung
eine Auswahl geeigneten Stoffes aus ihrer Umgebung treffen,
ſo auch die Kryſtalle, die der Löſung ganz beſtimmte Beſtand-
teile entnehmen.
Nun nimmt freilich ein Lebeweſen die ernährenden Sub-
ſtanzen in ſich auf, während der Kryſtall neues Material,
7[Figure 7]Fig. 6.a
b
c
das ſein Wachstum befördert, außen anlagert, oder, wie
der Naturforſcher fremdſprachlich ſagt, die Kryſtalle wachſen
durch Appoſition, die Organismen durch Intuſſuſſeption.
Auch
hier giebt es jedoch keine ſcharfe Grenze, denn es kommt Ap-
poſition auch in beſtimmten Fällen bei den Organismen vor,
und lebloſe Körper können in ſich neue Stoffe aufnehmen, wie
das die Quellbarkeit des Leimes zeigt, wenn man ihn in
Waſſer legt.
Leim iſt zwar ein organiſches Produkt, aber
ſeitdem es der Chemie gelungen iſt, in der freien Natur nur
durch Lebeweſen erzeugte Stoffe künſtlich, d.
h. ohne jede Zu-
hülfenahme organiſcher Stoffe, herzuſtellen (1828), iſt eine ſcharfe
Grenze zwiſchen anorganiſcher und organiſcher Materie nicht
mehr feſtzuſtellen.

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