Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
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V. Der elektriſche Funke.
Wir haben geſehen, daß der elektriſche Strom in den
Leitungsdrähten Wärme erzeugt und zwiſchen den beiden nahe
gebrachten Polen einer Säule ein elektriſches Funkenſtrömen
entſteht, das man im Allgemeinen als das elektriſche Licht
bezeichnet.
Ähnliche Erſcheinungen nimmt man ſchon bei der Reibungs-
Elektrizität wahr.
Wenn die Elektrizität durch die Elektriſier-
maſchine erzeugt und vermittelſt einer Batterie Leidener Flaſchen
auf einem Punkt angehäuft wird, ſo entſteht bei der Entladung
ein außerordentlich heller Funke von bedeutendem Wärmegrad.
Allein die Zeit, in welcher der Funke exiſtiert, iſt ſo unglaub-
lich kurz, daß eine gründliche Unterſuchung der Licht- und
Wärme-Erſcheinung außerordentlich ſchwierig iſt.
Obwohl es uns für einen Augenblick von unſerem Thema
etwas abführt, wollen wir doch die Gelegenheit nicht vorüber-
laſſen, unſern Leſern mindeſtens etwas von dieſer unbegreiflich
kurzen Zeit des elektriſchen Funkens mitzuteilen.
Wenn man einen Unerfahrenen einen ſtarken elektriſchen
Funken ſehen läßt und ihn fragt, wie lange Zeit wohl der
Funke geleuchtet habe, ſo wird er mindeſtens einige Sekunden
als die Zeitdauer des Funkens angeben.
Das iſt eine Täuſchung.
Unſer Auge erhält einen ſo mächtigen Lichteindruck von einem
ſtarken elektriſchen Funken, daß der Eindruck ſich nicht ſchnell
verliert und noch fortdauert, wenn auch das Licht ſchon längſt
geſchwunden iſt.
Es geht dem Unerfahrenen beim elektriſchen
Funken, wie dem Kinde mit dem glimmenden Span, mit dem
es Kreiſe beſchreibt und ſich einbildet, einen wirklichen Feuer-
kreis vor ſich zu haben, während es nur eine Täuſchung des
Auges iſt, auf deſſen feinem Nervennetz der Lichteindruck nicht
ſo ſchnell verſchwindet, wie der glimmende Span bewegt wird.
Um wirklich zu wiſſen, wie lange oder richtiger wie

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