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XXII. Betrachtungen über den Phonographen.
Der Phonograph macht mit Recht auf jeden, der ihn hört,
einen gewaltigen Eindruck. Es iſt ja eine eigentümliche Er-
findung, daß ein ſo einfaches mechaniſches Juſtrument ſo exakt
ſprechen kann wie die äußerſt künſtliche Einrichtung unſerer
Sprechwerkzeuge mit all ihren Millionen Nervenfaſern und der
Direktion ſo vieler Muskeln, wie die der Bruſthöhle, der Stimm-
ritze, der Zunge, der Mundhöhle, der Lippen! Wir ſind ja an
die Vorſtellung gewöhnt, daß der liebe Gott alles am ge-
ſcheiteſten oder, wie man es wiſſenſchaftlicher auszudrücken
meint, die Natur alles aufs einfachſte eingerichtet habe. Da
iſt es denn in der That halb und halb zum Erſchrecken, wenn
man ſich ſagen muß: Schau her, der Ediſon hat es am Ende
doch noch beſſer und jedenfalls einfacher gemacht! Ein ſimples
ſchwingendes Stückchen Eiſenblech oder eine thalergroße Glim-
merplatte — wie ſie Ediſon gegenwärtig anwendet — macht
dasſelbe Kunſtſtück und kann alles nachſprechen, was an uns
erſt die allerkünſtlichſten Sprechwerkzeuge zuſtande bringen.
— Da möchte man doch ſchier ſagen, wenn der Ediſon bei der
Schöpfung zu Rate gezogen worden wäre, ſo hätte er wohl zum
lieben Gott geſagt: Laß all die künſtlichen Einrichtungen! Mach
den Menſchenkindern nur eine einfache Membran, welche ſie in
beliebig ſchnelle Schwingung verſetzen köunen, und ſie werden
ſprechen, ja, am Ende gar noch mehr ſprechen, als Dir lieb iſt!
einen gewaltigen Eindruck. Es iſt ja eine eigentümliche Er-
findung, daß ein ſo einfaches mechaniſches Juſtrument ſo exakt
ſprechen kann wie die äußerſt künſtliche Einrichtung unſerer
Sprechwerkzeuge mit all ihren Millionen Nervenfaſern und der
Direktion ſo vieler Muskeln, wie die der Bruſthöhle, der Stimm-
ritze, der Zunge, der Mundhöhle, der Lippen! Wir ſind ja an
die Vorſtellung gewöhnt, daß der liebe Gott alles am ge-
ſcheiteſten oder, wie man es wiſſenſchaftlicher auszudrücken
meint, die Natur alles aufs einfachſte eingerichtet habe. Da
iſt es denn in der That halb und halb zum Erſchrecken, wenn
man ſich ſagen muß: Schau her, der Ediſon hat es am Ende
doch noch beſſer und jedenfalls einfacher gemacht! Ein ſimples
ſchwingendes Stückchen Eiſenblech oder eine thalergroße Glim-
merplatte — wie ſie Ediſon gegenwärtig anwendet — macht
dasſelbe Kunſtſtück und kann alles nachſprechen, was an uns
erſt die allerkünſtlichſten Sprechwerkzeuge zuſtande bringen.
— Da möchte man doch ſchier ſagen, wenn der Ediſon bei der
Schöpfung zu Rate gezogen worden wäre, ſo hätte er wohl zum
lieben Gott geſagt: Laß all die künſtlichen Einrichtungen! Mach
den Menſchenkindern nur eine einfache Membran, welche ſie in
beliebig ſchnelle Schwingung verſetzen köunen, und ſie werden
ſprechen, ja, am Ende gar noch mehr ſprechen, als Dir lieb iſt!
Es liegt aber wohl nahe, daran zu denken, daß das
Sprechen ja für die Sprechwerkzeuge des Menſchen nur eine
Nebenbeſchäftigung iſt, da Lunge und Zunge, Mundhöhle,
Zähne und Lippen noch gar andere wichtige Dinge zu ver-
richten haben und auch in der Tierwelt, die nicht ſpricht, ver-
richten; als Nebengeſchäft aber iſt die Verwendung dieſer
Organe doch immerhin bewunderungswürdig.
Sprechen ja für die Sprechwerkzeuge des Menſchen nur eine
Nebenbeſchäftigung iſt, da Lunge und Zunge, Mundhöhle,
Zähne und Lippen noch gar andere wichtige Dinge zu ver-
richten haben und auch in der Tierwelt, die nicht ſpricht, ver-
richten; als Nebengeſchäft aber iſt die Verwendung dieſer
Organe doch immerhin bewunderungswürdig.
Wenn aber der Phonograph ſo außerordentlich