Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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50795 liche Fleiſchbrücke von einem Knochen zum andern. Die Be-
ſtimmung des Muskels iſt, das Glied, das der zweite Knochen
bildet, zu bewegen, und dieſe Bewegung bringt der Muskel
dadurch hervor, daß er ſich im geſunden Zuſtand nach dem
Willen des Tieres zuſammenziehen kann, das heißt, er wird
kürzer und dicker, namentlich in ſeiner Mitte, wodurch er na-
türlich den Knochen, an dem er mit ſeinem untern Ende an-
gewachſen iſt, mit ſich zieht und ihn ſo zur Bewegung veranlaßt.
All’ unſere Bewegungen, unſer Gehen, Laufen, Springen,
Schwimmen, Strecken, Beugen, Setzen, Aufſtehen, die Be-
wegungen unſeres Geſichtes beim Sprechen, Lachen, Weinen,
Denken und Empfinden, mit einem Worte ſämtliche Bewegungen
eines lebenden Weſens rühren einzig und allein von dem Zu-
ſammenwirken jener Muskel-Zuſammenziehungen her.
Sobald
in den Muskeln dieſe Zuſammenziehungskraft verloren geht
oder geſtört wird, iſt der Körper ſtarr und unbeweglich.
Wer hiervon noch keine rechte Anſchauung hat, der beob-
achte z.
B. ſeinen Oberarm dort, wo das dicke Fleiſch ſich be-
findet.
Streckt man den Arm aus, ſo liegt der dicke Muskel
geſtreckt;
er fühlt ſich weich an und man bemerkt an ihm, daß
er nicht thätig iſt;
biegt man aber den Ellbogen ein, ſo daß
die Hand der Schulter ſich nähert, ſo ſieht man, wie der Muskel
ſich zuſammenzieht, zuſammenballt, kürzer und dicker wird, und
in dieſem Zuſtand fühlt er ſich hart an, zum Zeichen, daß er zu-
ſammengezogen, alſo thätig iſt.
— Gemeinhin nun glauben
Viele, daß der Muskel dieſen Zuſtand annehme, weil man den
Arm gebogen habe;
das aber iſt falſch. Nicht der gebogene
Arm macht den Muskel ballig und zuſammengezogen, ſondern
umgekehrt.
Das Zuſammenziehen des Muskels am Oberarm,
der mit ſeinem zweiten Ende am Knochen des Unterarms ange-
wachſen iſt, hat es bewirkt, daß der Arm ſich einbiegen mußte.
Daher kommt es, daß, wenn man ſich dieſen Muskel am Oberarm
ſtark verletzt hat, man den Oberarm ſelber noch ganz gut

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