Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

Table of Notes

< >
< >
page |< < (4) of 624 > >|
5204
Wir wollen daher das Wort “Verwandtſchaft”, das in
der Chemie ſo häufig gebraucht wird, hier lieber immer mit
den Worten “chemiſche Neigung” bezeichnen;
im Grunde ge-
nommen aber kommt es auf die Bezeichnung nicht an, wenn
man ſich nur das Richtige dabei denkt, und das Richtige iſt,
daß eine Anziehungskraft zwiſchen Eiſen und Sauerſtoff vor-
handen iſt, die es bewirkt, daß aus Eiſen Roſt wird, und daß
noch eine ſtärkere Anziehungskraft zwiſchen Kohle und Sauer-
ſtoff ſtattfindet, die es macht, daß unter begünſtigenden Um-
ſtänden der Sauerſtoff das Eiſen verläßt und ſich mit der
Kohle verbindet.
II. Die Verſchiedenheit der Anziehungs-Kräfte.
Wenn wir gewiſſenhaft verfahren wollen, dürfen wir bei
der Betrachtung der neuen, der chemiſchen Anziehungskraft, es
nicht ſcheuen, nochmals einen Blick auf die bisher vorgeführten
Anziehungskräfte zu werfen, um das Beſondere dieſer neuen
Kraft deutlicher einſehen zu können.
In allen feſten Maſſen herrſcht eine Anziehungskraft,
welche je ein Atom an das andere feſſelt, und die es verhindert,
daß die Atome auseinanderfallen.
Ein Stück Eiſen, ein Stück
Blei oder ſonſt ein Stück eines feſten Körpers iſt nur darum
weniger oder mehr unzerbrechlich und unzertrennbar, weil alle
kleinen Eiſenteilchen oder Bleiteilchen oder ſonſt die Teilchen
eines Körpers ſich gegenſeitig mit einer gewiſſen Kraft feſt-
halten.
Trotzdem aber wiſſen wir, daß dieſe einzelnen Teilchen
nicht unverrückbar dicht aneinander liegen, denn man kann
Eiſen, Blei oder andere feſte Körper durch Druck noch mehr
aneinander preſſen.
Demnach muß man annehmen, daß ſich
die Teilchen in einer gewiſſen Entfernung feſthalten, alſo
gegenſeitig eine Anziehung auf einander ausüben.

Text layer

  • Dictionary

Text normalization

  • Original

Search


  • Exact
  • All forms
  • Fulltext index
  • Morphological index