Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897

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Wir haben ſchon die altbekannte Thatſache erwähnt, daß
Eiſen leicht roſtet, das heißt, daß es ſich ſo ſehr leicht mit dem
Sauerſtoff der Luft verbindet.
Nun aber wird ſchon jedermann
ſelber die Erfahrung gemacht haben, daß das Roſten ſehr ſchnell
vor ſich geht in feuchter Luft, z.
B. im Keller, während man
im trockenen Zimmer wochenlang ein Meſſer liegen laſſen
kann, ohne daß es roſtet.
Schon hieraus ſieht man, daß der
Umſtand der Feuchtigkeit der Luft weſentlich dazu beiträgt, die
Anziehungskraft zwiſchen Eiſen und Sauerſtoff zu befördern.
— Nun wiſſen wir aber auch ſchon, daß man im Hochofen
durch Glühen des Roſtes mit Kohle das reine Eiſen aus dem
Roſt gewinnen kann, indem der Sauerſtoff des Roſtes das
Eiſen verläßt und ſich zur Kohle begiebt, um mit ihr Kohlen-
ſäure zu bilden.
— Hieraus ſollte man nun ſchließen, daß der
Sauerſtoff mehr Luſt hat, ſich mit der Kohle zu verbinden, als
mit dem Eiſen;
das aber iſt durchaus nicht der Fall, denn es
kommt eben auf die Umſtände an.
Ein Stück Kohle kann jahrelang in der Luft liegen, ohne
daß es ſich mit dem Sauerſtoff der Luft verbindet, während
ein Stück Eiſen die Verbindung ſchnell genug im Roſten ein-
geht;
bringt man aber die Kohle an ein brennendes Licht, ſo
daß ſie zu glühen beginnt, ſo fängt augenblicklich die Ver-
bindung der Kohle mit dem Sauerſtoff der Luft an, und ſie
verwandelt ſich in Kohlenſäure mit der größten Leichtigkeit von
der Welt.
Die Kohle alſo hat Luſt ſich mit Sauerſtoff zu verbinden;
allein hierzu muß ſie einer großen Hitze ausgeſetzt ſein, ſie
muß angebrannt werden;
es ſind alſo Umſtände nötig, um
die Liebſchaft zwiſchen Kohle und Sauerſtoff zum Ausbruch zu
bringen, was beim Eiſen nicht der Fall iſt.
Vielleicht könnte man hieraus ſchließen wollen, daß die
chemiſche Anziehungskraft eine Art Liebſchaft ſei, die gerade
durch die Hitze immer zunimmt;
das wäre aber wieder

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