Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
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57357 wird nach einiger Zeit all’ das, was auf dem Tiſche liegt,
ebenfalls 15 Grad warm ſein.
Freilich werden ſich die Gegenſtände ſehr verſchieden an-
fühlen.
Berührt man mit der Hand das Wachs und das Eiſen,
ſo wird es ſcheinen, als ob das Eiſen kälter ſei als das Wachs,
ebenſo wird man, dem Gefühl nach zu urteilen, Verſchieden-
heiten in der Wärme der übrigen Gegenſtände wahrzunehmen
glauben;
aber das iſt doch nur eine Täuſchung.
Hiervon kann man ſich überzeugen, wenn man die Wärme
der Gegenſtände mit einem Thermometer unterſucht;
man wird
finden, daß ſie ſamt und ſonders 15 Grad warm ſind.
Woher aber kommt es, daß ſich das Eiſen trotzdem kälter
anfühlt?
Das kommt daher, daß das Eiſen die Wärme der Hand
ſchnell fortleitet, denn Eiſen hat wie alle Metalle die Eigenſchaft,
daß es die Wärme ſchneller leitet, als andere Stoffe es thun.
Wenn man ein Streichhölzchen auf dem einen Ende anbrennt,
kann man es am andern Ende in der Hand halten, weil die
Wärme nicht von einem Ende des Hölzchens zum andern geleitet
wird.
Macht man jedoch eine ebenſo große Stopfnadel an der
einen Seite heiß, ſo kann man ſie am andern Ende nicht in der
Hand halten, weil die Wärme ſich im Eiſen verbreitet, oder
weil Eiſen, wie auch jedes andere Metall, die Wärme leitet.
Fühlt man nun ein Stück Eiſen von 15 Grad Wärme an,
ſo giebt die wärmere Hand dem Eiſen Wärme ab;
bliebe nun
die Wärme an der Stelle, ſo würde ſich das Eiſen ſo warm
anfühlen wie jeder andere Gegenſtand von 15 Grad Wärme;
allein das Eiſen leitet die Wärme durch das ganze Stück und
entzieht ſo der Hand immer aufs neue Wärme, und dies erregt
in uns die Empfindung, als ob das Eiſen kälter wäre als
das Wachs, was in Wahrheit nicht der Fall iſt.
Es ſteht vielmehr feſt und kann durch die genaueſten
Verſuche bewieſen werden, daß alle in einem Zimmer von
gleicher Wärme befindlichen Dinge ganz gleich warm werden.

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