Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 1/5, 1897
page |< < (100) of 624 > >|
616100
Die genannten Forſcher haben nun folgenden Verſuch an-
geſtellt.
Es wurden beide Arme eines Menſchen vollkommen
trocken gemacht, damit die Haut nicht die Elektrizität leiten
ſolle.
Sodann wurde auf den einen Arm ein feuchtes Pflaſter
gelegt, das mit Jod-Kalium getränkt war, das heißt mit einer
Auflöſung eines bekannten Salzes, das aus einer chemiſchen
Verbindung von Jod und Kalium beſteht.
Auf den andern
Arm brachte man ein Pflaſter, das in gewöhnlichen Kleiſter,
alſo in eine Stärkemehl-Auflöſung getaucht war.
Nunmehr
brachte man an den erſten Arm den negativen Pol eines gal-
vaniſchen Apparats, während man deſſen poſitiven Pol an das
Kleiſterpflaſter brachte;
und ſchon nach wenigen Minuten wurde
das Kleiſterpflaſter blau.
Woher kommt dies?
Auf keinem andern Wege, als daß der elektriſche Strom
das Jod-Kalium in ſeine Beſtandteile zerlegte.
Kalium, das
poſitiv-elektriſch iſt, blieb an dem negativen Pol, und Jod,
welches negativ-elektriſch iſt, ging durch den Körper des Menſchen
zum poſitiven Pol und färbte das dort befindliche Kleiſter-
pflaſter blau.
Dies heißt aber nichts weniger, als daß es gelungen iſt,
einen Stoff, einen wirklichen Stoff, auf dem Wege des elek-
triſchen Stromes durch den Körper eines Menſchen hindurch
zu transportieren.
Freilich kann uns das nicht Wunder nehmen, da wir ge-
ſehen haben, daß bei der Verſilberung das Silber am poſitiven
Pol ſich abzehrt und nach dem negativen Pol hinbegiebt.
Und
wäre das Gefäß eine Meile lang und die beiden Pole ſtänden
an beiden Enden des Gefäßes, es wäre doch dasſelbe.
Es
würde das Silber die Meile weit wandern.
Ja, es giebt
keine Grenze der Entfernung für dieſe Kraft;
denn es ſteht
feſt, daß eine Silberplatte, welche man in Berlin in einem Ver-
ſilberungsapparat an den poſitiven Pol hängte, ſich

Text layer

  • Dictionary

Text normalization

  • Original

Search


  • Exact
  • All forms
  • Fulltext index
  • Morphological index