Ampère, André-Marie, Natürliches System aller Naturwissenschaften : eine Begegnung deutscher und französischer Speculation, 1844

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5137 des Urſprungs unſerer Begriffe und aller unſerer Erkennt-
niſſe zu thun hat.
Ehe man an die Erörterung einer Erſcheinung unſeres
Seelenlebens geht, muß man ſich vorher eine deutliche Vor-
ſtellung von derſelben nach allen ihren Seiten machen.
Ampère hat dieß an andern Orten für die verſchiedenen
Begriffe gethan, indem er bei jedem derſelben den ideogeni-
ſchen Unterſuchungen pſychographiſche Beſtimmungen vor-
ausſchickte.
Ampère wählt als Beiſpiel die Analyſe der ſinn-
lichen Vorſtellungen, und wir können uns nicht enthalten,
dieſe geiſtreiche Abſchweiſung im Nachſtehenden wiederzugeben.
Beiſatz. Unter ſinnlichen Vorſtellungen verſteht man
die Nachbilder, welche die Empfindungen in uns zurücklaſſen, welche
wir gehabt und auf die wir reagirt haben.
Es iſt z. B. eine That-
ſache unſerer Selbſtbeobachtung, daß bei der Rückerinnerung an einen
früher bewohnten Ort in unſerem Geiſt wirklich eine Vorſtellung dieſes
Orts mit allen Formen, Farben u.
ſ. w. ſeiner Gegenſtände entſteht,
jedoch ohne daß dieſe Nachbilder von Formen und Farben mit den Em-
pſindungen ſelbſt eins wären;
vielmehr ſind dieß zwei von einander unter-
ſchiedene Zuſtände.
Da im Wachſein zu gleicher Zeit die ſubjectiven
Nachbilder
neben den wirklichen Empfindungen vorkommen, ſo
kommt während deſſelben eine Verwechslung nie vor, außer im Fall von
Hallucination, wo die geſunden Verhältniſſe unſerer Vorſtellungen geſtört
ſind.
Aber im Schlaf benimmt uns die Abweſenheit der wirklichen Empfin-
dungen jedes Mittel der Vergleichung, wir nehmen die Nachbilder für
wirkliche Empfindungen und glauben zu ſehen, was wir uns nur einbilden.
Bei der Automneſtie iſt es gerade wie mit den ſinnlichen Empfin-
bungen, nur mit der Einſchränkung, daß im wachen Zuſtand die Autom-
neſtie immer mit der Emeſtheſe zu einem Selbſtbewußtſein verſchmolzen
iſt.
In den Träumen aber, bei recht tiefem Schlaf, gibt es ſo wenig
eine Emeſtheſe als Sinnesempfindungen;
denn die Emeſtheſe entſpringt
aus der Wirkung, welche die bewegende und denkende Subſtanz auf die
derſelben unmittelbar unterworfenen Theile des Hirns äußert, von wo
aus ſie ſich in den zur Fortleitung beſtimmten Nerven weiter fortpflanzt,
gerade wie die Empfindungen das Product ſind, welches in derſelben
Subſtanz durch Einwirkungen äußerer Urſachen auf die Sinnorgane ent-
ſteht, wenn dieſe Einwirkungen vermittelſt der leitenden Nerven auf das
Hirn fortgepflanzt werden.
Daraus folgt, daß die einzige Spur von
Selbſtbewußtſein, die ſich etwa in den Träumen äußern kann, in der

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