Cardano, Geronimo, Offenbarung der Natur und natürlicher dingen auch mancherley subtiler würckungen

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952dcccxcviAußzug von allen feißten leibs/ auß welches brüſten ſo vyl milch floß/ das er faſt ein kind her
te mögen ſeügen/ ſie floß nit allein/ ſonder kam herfür als wañ ſie getriben
wer.
Er was ein kriegßman/ vnnd hatt ſein lebenlang vyl angſt vnd noth
erlitten.
Inn dem angeſicht des menſchen ſeind drey ding zůuerwunderen. Daß
11Menſchen an
geſicht.
erſt/ daß die zaal der menſchen ſchier on end iſt/ vnd ſie doch in einem ſolli-
chen kleinen angeſicht alle durcheinander alſo vnderſcheiden ſeind/ das nit
zwen funden werden/ welche einander gleich ſehend/ oder nit auß ſonderen
zeichen erkannt ſeyen.
Zů dem anderen/ dzin einem ſolchen kleinẽ theil des
leibs/ etwan ſo große ſchöne gefundẽ wirt/ daß wir für ſie zůſterben begerẽ/
vnd etwan/ ſo wir ſie nit ſehen mögen/ taub vnnd vnſinnig werden.
Zů zei
ten iſt die geſtalt alſo vngeſchaffen/ dz wir allein auß den gedanckẽ ein greü
wel vnd abſcheühen bekommen.
Wiewol die natur in diſen beiden/ der na-
ſen/ des munds/ der zänen vnd der ſtirnen/ deßgleichen der backen nit ver-
geſſen hatt.
Das dritt/ daß ſo vyl enderungen darinnen geſehen werden/
als frölichkeit vnnd traurigkeit/ fräuele vnnd forchtſame/ zornmütigkeit
vnd barmhertzigkeit/ liebe vnd fyendſchafft/ hoffnung vnd verzweif@üg/
geſundheit vnnd kranckheit/ auch vyl andere des gemüts vnd leibs begir-
den/ ſo ſich darinnen eroffnen.
Die natur hatt noch ein anders inwendig in dem leib zůgericht/ welches
züuerwunderen iſt/ als namlich den vnderſcheid an der lungẽ/ welcher die
lufftaderen von der blůtaderẽ ſcheidet/ dañ der lufft ghet fein mit dem ein-
blaſen vnd außblaſen hindurch/ aber das blůt/ ob es gleich düñ vnd in der
lufftaderen verſchloſſen/ kan nit hindurch ghen.
Darumb mich wunder
nim̃t/ das Galenus in dem dritten bůch von nateürlichen krefften im vier-
zehenden capittel hatt dörffen ſagen/ die geyſt ſeyen düñer dañ die dünſt/
dieweil die dünſt frey hinauß köm̃end/ vnd die geiſter darinnen bleibend.
Die milch iſt dick vnd dünnet ſubſtantz/ vnd dieweil ſie ſüß/ gibt ſie auch
22Milch macht
langes leben.
ein gůte narung/ vnd behalt den menſchen lang bey dem leben/ gleich wie
das öl vnd honig/ ſie iſt aber ſchädlicher wann ſie zůſammen laufft/ vñ ſich
ſcheidet.
darumb ſoll man friſche geyßmilch/ die erſt gemolcken iſt/ nem̃en/
vnd ſie gleich trincken/ darnach darauff růwen.
In Engelland werden die leüt hundert/ darzů hundert vnnd zwentzig
jar alt.
Aber in India werden ſie vylälter. Dañ es ſagt Nicolaus ein graff
zů Venedig/ weil er inn einer ſtatt geweſen/ den Luſitanieren zůgehörig/
ſo an dem geſtad des rotẽ meers gelegen/ in dem tauſent fünff hundert vnd
neün vnd dreiſſigſten jar/ da habe man zů des Cürckiſchen kriegßhör ober-
ſten (welchen ſie inn jrer ſpraach Baſſa nennen) ein einlendiſchen mann ge-
bracht/ welcher (als die einwoner all bezeügten) mehr dañ dreyhundert jar
alt was.
wlewol diſes nit alle zeit/ nocht allethalbẽ in India gefundẽ wirt.
Die vrſach iſt/ daß diſes orth warm/ darumb hatt es ein dünnen vnd reinẽ
lufft/ von wegen des winds/ dieweil es am geſtaden des meers gelegen.
Es
kan auch der waſſer halben nit trocken ſein.
Deßgleichen/ dieweil ſie Heyden vnnd götzendiener ſeind/ trinckend ſie
kein wein/ eſſend auch kein fleiſch/ fürnemlich aber kein khüfleiſch/ darzů
bringt dz land herrliche frücht/ vnd gůten zucker.
Alſo iſt bey langer zeit algemach daß leben des menſchens geendert wor
33Menſchen al-
ter.
den/ vñ zům erſtẽ auff hundert jar kom̃en/ darnach auff cxx.
vnd cl. vnd

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