393cccxxxvijſachen/ Das acht bůch.
begreifft alles das ſo zů dem glück gehöret.
Es iſt aber das gröſt in dem/ ob
es warlich alſo ſey/ oder nur ein traum? dann wann ich gegen würtige ſach
vnd auch zůkünfftige bedenck/ als hoffnung/ forcht/ handlungen/ laßt es
ſich anſehen als wann es etwas feines vmb das menſchlich leben were/ wañ
ich aber hinderſich ſihe ſo vergangen vnd vergeſſen/ iſt es kein traum oder
ſchatt (dann diſes iſt auch etwas) ſonder vyl mehr des traums ſchattẽ. Ich
hab nechſtmals zwen übelthäter geſehẽ/ die man zů dem tod füret (wölchẽ
ſie mannlich litten) wie ſie nun ſterben ſolten/ wie der brauch/ rauneten ſie
dem prieſter etwas in die ohren/ welches ſie vyleicht für groß hielten. den zů
ſeheren aber war es ein fabel. Ich will hie der göttlichen ſachen geſch weigẽ/
(dann ſolliches weißt Gott wie ſie ſeind) vnnd red allein von menſchlichen
hendlen. Was nun diſe für groß hielten/ achteten wir inn betrachtung ge-
genwertiger zeit/ gar nicht. ja es war auch etwas der geleichen. Es werden
auch andere mẽſchliche ding/ ſo etwas größer/ alſo ſein/ wiewol wir etwan
auß whon des falſchen betrogen werdẽ. Welches auch gentzlich auß friſcher
gedechtnuß für etwas gehalten/ wirt mit der zeit/ wañ man ſein vergeſſen/
gar zůnicht. Man ſoll auch nicht dafür halten/ wann etwas verdirbt/ weil
es nit mehr vorhanden/ als ob es nie geweſen were.
es warlich alſo ſey/ oder nur ein traum? dann wann ich gegen würtige ſach
vnd auch zůkünfftige bedenck/ als hoffnung/ forcht/ handlungen/ laßt es
ſich anſehen als wann es etwas feines vmb das menſchlich leben were/ wañ
ich aber hinderſich ſihe ſo vergangen vnd vergeſſen/ iſt es kein traum oder
ſchatt (dann diſes iſt auch etwas) ſonder vyl mehr des traums ſchattẽ. Ich
hab nechſtmals zwen übelthäter geſehẽ/ die man zů dem tod füret (wölchẽ
ſie mannlich litten) wie ſie nun ſterben ſolten/ wie der brauch/ rauneten ſie
dem prieſter etwas in die ohren/ welches ſie vyleicht für groß hielten. den zů
ſeheren aber war es ein fabel. Ich will hie der göttlichen ſachen geſch weigẽ/
(dann ſolliches weißt Gott wie ſie ſeind) vnnd red allein von menſchlichen
hendlen. Was nun diſe für groß hielten/ achteten wir inn betrachtung ge-
genwertiger zeit/ gar nicht. ja es war auch etwas der geleichen. Es werden
auch andere mẽſchliche ding/ ſo etwas größer/ alſo ſein/ wiewol wir etwan
auß whon des falſchen betrogen werdẽ. Welches auch gentzlich auß friſcher
gedechtnuß für etwas gehalten/ wirt mit der zeit/ wañ man ſein vergeſſen/
gar zůnicht. Man ſoll auch nicht dafür halten/ wann etwas verdirbt/ weil
es nit mehr vorhanden/ als ob es nie geweſen were.
Es iſt ein jeder gemeiner vnd offentlicher tod faſt grauſam/ vnnd diſes
11Gemeiner tod
grauſam. vmb fünff vrſachen. Zů erſten/ daß er auß langer betrachtung die leüt pla
get/ alſo daß ein tag von wegen des kummers für hundert jar gehalten/ ſie
ſterbend auch hundert oder tauſent mal ehe dann ſie ſterben. demnach be-
denck der gefencknus vnflat/ die band vnd arbeitſeligkeit/ vorab wann et-
wañ ein marter vnd examinierũg darzů kom̃et. Demnach die ſcham/ weil
man ihn füret/ von wegen ſeines vergangenen lebens. Harzů kommet dañ
erſt/ daß er mit geſundem vnd friſchẽ leib ſterben můß. Zůletſt die gedecht
nuß der ſch and/ die zů den nachkommenden reichet/ alſo daß niemandt
wolt/ daß man deren eingedenck/ weder diſer ſo den ſeinen feind iſt. Solli-
ches begegnet allenſammen/ wañ man ſchon einẽ nit große marter anthůt.
welche aber eines grauſammen tods ſterben/ habend ſo vyl ſchwerer end.
Darumb iſt diſer vnd auch der kinderẽ todt/ weil ſie vns der nachkom̃en/
den immerwerendẽ hoffnũg beraubet/ die gröſte arbeitſeligkeit in menſch-
lichen ſachen/ doch habend ſolliche vyl/ ſo auch nit Philo ſophi geweſen/ ge-
dultiglichen gelitten. Merck aber wie diſes zůgangen.
11Gemeiner tod
grauſam. vmb fünff vrſachen. Zů erſten/ daß er auß langer betrachtung die leüt pla
get/ alſo daß ein tag von wegen des kummers für hundert jar gehalten/ ſie
ſterbend auch hundert oder tauſent mal ehe dann ſie ſterben. demnach be-
denck der gefencknus vnflat/ die band vnd arbeitſeligkeit/ vorab wann et-
wañ ein marter vnd examinierũg darzů kom̃et. Demnach die ſcham/ weil
man ihn füret/ von wegen ſeines vergangenen lebens. Harzů kommet dañ
erſt/ daß er mit geſundem vnd friſchẽ leib ſterben můß. Zůletſt die gedecht
nuß der ſch and/ die zů den nachkommenden reichet/ alſo daß niemandt
wolt/ daß man deren eingedenck/ weder diſer ſo den ſeinen feind iſt. Solli-
ches begegnet allenſammen/ wañ man ſchon einẽ nit große marter anthůt.
welche aber eines grauſammen tods ſterben/ habend ſo vyl ſchwerer end.
Darumb iſt diſer vnd auch der kinderẽ todt/ weil ſie vns der nachkom̃en/
den immerwerendẽ hoffnũg beraubet/ die gröſte arbeitſeligkeit in menſch-
lichen ſachen/ doch habend ſolliche vyl/ ſo auch nit Philo ſophi geweſen/ ge-
dultiglichen gelitten. Merck aber wie diſes zůgangen.
Es iſt ein feüchtigkeit in vns/ welche wir ein Melancholey oder ſchwar
22Vrſach der
gedultigen
marter. tze verbrennte gallen nennen/ wann die ſelbige wütet/ vnd das hirn gar be
ſitzet/ verkeert ſie das gemüt gantz vnd gar. jren vyl nennend diſe den teü-
fel oder böſen geyſt. dann ſie macht daß man große ding vnderſtath/ vnnd
treibt zů allen ſchanden/ alſo daß vyl/ ſo ſolliche vollbringen/ wie vnſinnig
leüt darzů gereitzt werden. Eben diſe feüchte hilfft wũderbarer geſtalt den
tod vnd marter zůleidẽ. darumb ſeind jren vyl nit ſo wol des todts wirdig/
als etlich vermeinen. es ſeind aber die Fürſten gar ſtreflich/ von wegen jrer
ſelbs ſicherheit/ daß ander leüt ein exempel vor augen haben. doch fälen ſie
weit/ dann diſe ſo einer feinen vnd mittelmeßigen complexion/ werdẽ von
vyl boßheiten abgewendet. dann ſie gedencken nicht über jre krefft zůuol-
bringen. welche aber dergeſtalt vnſinnig/ werden nit mehr durch diſe ſtra-
fen bewegt/ dañ wann ſie ſehen/ daß ſie nicht litten. ja jr vnſinnigkeit wirt
erſt erbitteret/ vnd alſo mehr angereitzt. Darumb begibt es ſich bey vilen
22Vrſach der
gedultigen
marter. tze verbrennte gallen nennen/ wann die ſelbige wütet/ vnd das hirn gar be
ſitzet/ verkeert ſie das gemüt gantz vnd gar. jren vyl nennend diſe den teü-
fel oder böſen geyſt. dann ſie macht daß man große ding vnderſtath/ vnnd
treibt zů allen ſchanden/ alſo daß vyl/ ſo ſolliche vollbringen/ wie vnſinnig
leüt darzů gereitzt werden. Eben diſe feüchte hilfft wũderbarer geſtalt den
tod vnd marter zůleidẽ. darumb ſeind jren vyl nit ſo wol des todts wirdig/
als etlich vermeinen. es ſeind aber die Fürſten gar ſtreflich/ von wegen jrer
ſelbs ſicherheit/ daß ander leüt ein exempel vor augen haben. doch fälen ſie
weit/ dann diſe ſo einer feinen vnd mittelmeßigen complexion/ werdẽ von
vyl boßheiten abgewendet. dann ſie gedencken nicht über jre krefft zůuol-
bringen. welche aber dergeſtalt vnſinnig/ werden nit mehr durch diſe ſtra-
fen bewegt/ dañ wann ſie ſehen/ daß ſie nicht litten. ja jr vnſinnigkeit wirt
erſt erbitteret/ vnd alſo mehr angereitzt. Darumb begibt es ſich bey vilen