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Nichts deſto weniger nimmt die Chemie wegen der
Wichtigkeit und Mannigfaltigkeit der auf die Zuſammen-
ſetzung homogener Körper bezüglichen Thatſachen eine Haupt-
ſtelle unter den Wiſſenſchaften dritter Ordnung ein. Ie
weiter dieſe Wiſſenſchaft vorwärts ſchritt, je mannigfaltiger
ihre Beziehungen zu andern Wiſſenszweigen wurden, um
ſo ſchwieriger wurde es, die Grenzen gegen dieſelben ſcharf
zu ziehen, und ich muß deßhalb noch einige nähere Bemer-
kungen über dieſe Sache beifügen.
Wichtigkeit und Mannigfaltigkeit der auf die Zuſammen-
ſetzung homogener Körper bezüglichen Thatſachen eine Haupt-
ſtelle unter den Wiſſenſchaften dritter Ordnung ein. Ie
weiter dieſe Wiſſenſchaft vorwärts ſchritt, je mannigfaltiger
ihre Beziehungen zu andern Wiſſenszweigen wurden, um
ſo ſchwieriger wurde es, die Grenzen gegen dieſelben ſcharf
zu ziehen, und ich muß deßhalb noch einige nähere Bemer-
kungen über dieſe Sache beifügen.
Unterſuchen wir fürs erſte, wie ſich die Chemie von
der Experimentalphyſik unterſcheidet. Dieſelbe hat es mit
ſämmtlichen Eigenſchaften der Körper zu thun, inſoweit bei
letztern die Art der Zuſammenſetzung unverändert bleibt.
Die Chemie dagegen unterſucht einen Körper, entweder um
ihn in ſeine Elemente zu trennen, oder um einen Theil
dieſer Elemente unter ſich oder mit andern Körpern neue
Verbindungen eingehen zu laſſen, oder endlich um ein neues
Produkt dadurch zu bilden, daß man zwei oder mehrere
Subſtanzen, ohne irgend eine vorgängige Zerſetzung mit
einander verbindet. Dieß war lange Zeit die einzige Art,
die beiden genannten Wiſſenſchaften zu unterſcheiden; in
einigen neueren Werken jedoch hat man dieſelbe mißkannt
und verworfen. Wie man nemlich bei dem Unterricht in
der Experimentalphyſik mit der Unterſuchung der allgemei-
nen Eigenſchaften der Körper beginnt, ſo hegt man ſeit
einiger Zeit den Gedanken, jene Wiſſenſchaft ganz auf die
ebengenannte Unterſuchung zu beſchränken und der Chemie
die beſondern Eigenſchaften der Körper zuzuweiſen. Dieſe
Abtheilung der in dieſen beiden Wiſſenſchaften enthaltenen
Wahrheiten kann nur unter der Bedingung zugelaſſen wer-
den, daß man aus der Experimentalphyſik den größten Theil
der Forſchungen verbannt, welche doch weſentlich zu derſel-
ben gehören. Oder geht es wohl an, in die Chemie die
Unterſuchung der magnetiſchen Eigenſchaften zu verſetzen,
welche wir doch nur an einer geringen Anzahl von Metallen
der Experimentalphyſik unterſcheidet. Dieſelbe hat es mit
ſämmtlichen Eigenſchaften der Körper zu thun, inſoweit bei
letztern die Art der Zuſammenſetzung unverändert bleibt.
Die Chemie dagegen unterſucht einen Körper, entweder um
ihn in ſeine Elemente zu trennen, oder um einen Theil
dieſer Elemente unter ſich oder mit andern Körpern neue
Verbindungen eingehen zu laſſen, oder endlich um ein neues
Produkt dadurch zu bilden, daß man zwei oder mehrere
Subſtanzen, ohne irgend eine vorgängige Zerſetzung mit
einander verbindet. Dieß war lange Zeit die einzige Art,
die beiden genannten Wiſſenſchaften zu unterſcheiden; in
einigen neueren Werken jedoch hat man dieſelbe mißkannt
und verworfen. Wie man nemlich bei dem Unterricht in
der Experimentalphyſik mit der Unterſuchung der allgemei-
nen Eigenſchaften der Körper beginnt, ſo hegt man ſeit
einiger Zeit den Gedanken, jene Wiſſenſchaft ganz auf die
ebengenannte Unterſuchung zu beſchränken und der Chemie
die beſondern Eigenſchaften der Körper zuzuweiſen. Dieſe
Abtheilung der in dieſen beiden Wiſſenſchaften enthaltenen
Wahrheiten kann nur unter der Bedingung zugelaſſen wer-
den, daß man aus der Experimentalphyſik den größten Theil
der Forſchungen verbannt, welche doch weſentlich zu derſel-
ben gehören. Oder geht es wohl an, in die Chemie die
Unterſuchung der magnetiſchen Eigenſchaften zu verſetzen,
welche wir doch nur an einer geringen Anzahl von Metallen