454cccxcviijVon mancherley wunderbaren
har/ wölche mit den todten cörperen/ nach Heidniſchem jrthũb/ vmbgan-
gen/ wie wir von den ſeelen in der hell recht vnnd Chriſtlich. man ſetzet ſie in
die ſchiff/ klagt ſie an/ beſchirmet ſie/ verurtheilet ſie/ vnd wirffet der gott-
loſen cörper den vöglen für. die frommen aber haltet man für vnſterblich/
ſo vyl vnd in deß menſchen vermögen/ darumb vnderſthet man diſe vor al
ler faulung zůbehalten. dann man nam jnen das eingeweid harauß/ ſchloß
ſie in ein glaß/ thät ſpecerey darzů/ vnnd behielt ſie in herrlichen greberen.
Diſer vnnd anderer dingen ſo man mitt den abgeſtorbenen beghet/ iſt Plu-
to der ſun Saturni bey den Cretenſeren ein anfenger geweſen. darumb hat
man jn für ein Gott der hellen gehalten. Vnnd zwar diſe forcht der verur-
theilung/ vnd die ſchmach ſo den cörperen begegnet/ enthielt vyl mehr von
den ſchantlichen thaten/ dann wann man vyl fabelwerck von den ſeelen er-
dichtet/ die denen dingen geleichend/ ſo man mitt den cörperen begangen.
Vnd zwar wie ich ſich/ thůt auch die reuerentz vnſerer religion vnnd glau-
bens bey den Gottloſen nicht mehr/ wiewol alles warhafftig ſo dariñ geler-
net/ vnd der warheit auch gemeſſer/ dann das bey den Poeten von der hel-
len geſagt wirt. Was haben dann wir nach überig/ wann vns die hoffnung
von der hell vnd dẽ him̃el entzogen? warlich wañ etwas von diſer hoffnũg
hingenommen/ beleibt von menſchlicher dingen ſubſtantz gar wenig übe-
rig. doch wirt ſie durch die begirden gemeert.
gen/ wie wir von den ſeelen in der hell recht vnnd Chriſtlich. man ſetzet ſie in
die ſchiff/ klagt ſie an/ beſchirmet ſie/ verurtheilet ſie/ vnd wirffet der gott-
loſen cörper den vöglen für. die frommen aber haltet man für vnſterblich/
ſo vyl vnd in deß menſchen vermögen/ darumb vnderſthet man diſe vor al
ler faulung zůbehalten. dann man nam jnen das eingeweid harauß/ ſchloß
ſie in ein glaß/ thät ſpecerey darzů/ vnnd behielt ſie in herrlichen greberen.
Diſer vnnd anderer dingen ſo man mitt den abgeſtorbenen beghet/ iſt Plu-
to der ſun Saturni bey den Cretenſeren ein anfenger geweſen. darumb hat
man jn für ein Gott der hellen gehalten. Vnnd zwar diſe forcht der verur-
theilung/ vnd die ſchmach ſo den cörperen begegnet/ enthielt vyl mehr von
den ſchantlichen thaten/ dann wann man vyl fabelwerck von den ſeelen er-
dichtet/ die denen dingen geleichend/ ſo man mitt den cörperen begangen.
Vnd zwar wie ich ſich/ thůt auch die reuerentz vnſerer religion vnnd glau-
bens bey den Gottloſen nicht mehr/ wiewol alles warhafftig ſo dariñ geler-
net/ vnd der warheit auch gemeſſer/ dann das bey den Poeten von der hel-
len geſagt wirt. Was haben dann wir nach überig/ wann vns die hoffnung
von der hell vnd dẽ him̃el entzogen? warlich wañ etwas von diſer hoffnũg
hingenommen/ beleibt von menſchlicher dingen ſubſtantz gar wenig übe-
rig. doch wirt ſie durch die begirden gemeert.
Der reich haltet gaſtungẽ/ treybet großen bracht/ vnd bauwet.
vor zeyten
11@@ſchliche
handlung. bey den Römeren richteten ſie ſpil an. Wöllicher in ehren ſitzet/ der hat vyl
die er füret/ er herſchet/ greifft an/ widerſtrebt/ machet hoch/ vnnd andere
nider. Die Fürſten fürend krieg/ machend gewaltig/ vnnd machend arm.
Die geleerten ſchreiben/ lernen vnnd zancken vnder einanderẽ. weil ſie auch
diſes thůnd/ vermeinet man ſie ſeyend etwas/ vnd ſonſt nicht. Wann einer
als lang wie der Epimenides ſchlieff/ wurde er doch nicht deſter lenger lebẽ.
darumb wann du auß diſer zeytſcheideſt/ was hilffet es dich wañ du ſchon
tauſet jar gelebt haft? ja nit mehr dann den Endymion zů Latmien in Ca-
trien. doch hat dz lieb kind daß ſelbig begert. es were auch weger/ einer were
ein frauw geweſen ſo gebůlet/ vnd kein rechten verſtand gehabt.
11@@ſchliche
handlung. bey den Römeren richteten ſie ſpil an. Wöllicher in ehren ſitzet/ der hat vyl
die er füret/ er herſchet/ greifft an/ widerſtrebt/ machet hoch/ vnnd andere
nider. Die Fürſten fürend krieg/ machend gewaltig/ vnnd machend arm.
Die geleerten ſchreiben/ lernen vnnd zancken vnder einanderẽ. weil ſie auch
diſes thůnd/ vermeinet man ſie ſeyend etwas/ vnd ſonſt nicht. Wann einer
als lang wie der Epimenides ſchlieff/ wurde er doch nicht deſter lenger lebẽ.
darumb wann du auß diſer zeytſcheideſt/ was hilffet es dich wañ du ſchon
tauſet jar gelebt haft? ja nit mehr dann den Endymion zů Latmien in Ca-
trien. doch hat dz lieb kind daß ſelbig begert. es were auch weger/ einer were
ein frauw geweſen ſo gebůlet/ vnd kein rechten verſtand gehabt.
Weil aber alle ding hie verghand/ vnd wider anghand/ vermeinet man
es ſeye diſes gewül etwas. Wir habend aber zwen affect vnnd begirden/ die
hoffnung vnnd forcht. wölcher anfang iſt vnſer vnuerſtand. darumb leben
wir/ wie ein theil an dem gantzen/ vnnd der ſtock am baum. Doch ſeind etli
che etwas herlicher dann die anderen. Deßhalben iſt vnſer leben in dem gan
tzen/ in wöllichem wir leben/ für vnnd für an einanderen. In den gewech-
ſen betreügt vns ſolches am mehrſten/ wölche abgehauwen wider wachſen/
als an den reben. Doch gehört wol ſolliches etwas zů der gantzen natur/ a-
ber zů vns gar nicht. Widerumb was warlich iſt/ das iſt auch ewig.
es ſeye diſes gewül etwas. Wir habend aber zwen affect vnnd begirden/ die
hoffnung vnnd forcht. wölcher anfang iſt vnſer vnuerſtand. darumb leben
wir/ wie ein theil an dem gantzen/ vnnd der ſtock am baum. Doch ſeind etli
che etwas herlicher dann die anderen. Deßhalben iſt vnſer leben in dem gan
tzen/ in wöllichem wir leben/ für vnnd für an einanderen. In den gewech-
ſen betreügt vns ſolches am mehrſten/ wölche abgehauwen wider wachſen/
als an den reben. Doch gehört wol ſolliches etwas zů der gantzen natur/ a-
ber zů vns gar nicht. Widerumb was warlich iſt/ das iſt auch ewig.
Der menſch lebt ein kleine zeyt.
es iſt auch das endtlich kein theil deß vn-
endtlichen. darumb iſt deß menſchen leben gar nit/ vnd ein mittel ding zwi
ſchen dem ſo iſt/ vnnd ſo nit iſt. Es iſt aber ein kleine zeyt/ wölches kein zeyt
heißt/ den götteren zůuergleichen/ wann wir alle ding bedencken. Doch mö
gend wir ſolliche gleichnuß kümerlich eroffnen/ weil wir die gleichnuß nitt
wüſſen/ dann der Götteren leben iſt auſſerhalbẽ dem Göttlichen wort nach
menſchlicher vernunfft vns vnbekanndt. darumb iſt in diſer/ das leben die
vnuollkom̃enheit/ vnd das leben in der contemplation vnnd betrachtnuß.
endtlichen. darumb iſt deß menſchen leben gar nit/ vnd ein mittel ding zwi
ſchen dem ſo iſt/ vnnd ſo nit iſt. Es iſt aber ein kleine zeyt/ wölches kein zeyt
heißt/ den götteren zůuergleichen/ wann wir alle ding bedencken. Doch mö
gend wir ſolliche gleichnuß kümerlich eroffnen/ weil wir die gleichnuß nitt
wüſſen/ dann der Götteren leben iſt auſſerhalbẽ dem Göttlichen wort nach
menſchlicher vernunfft vns vnbekanndt. darumb iſt in diſer/ das leben die
vnuollkom̃enheit/ vnd das leben in der contemplation vnnd betrachtnuß.