Cardano, Geronimo, Offenbarung der Natur und natürlicher dingen auch mancherley subtiler würckungen

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439 (ccclxxxiij)
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440 (ccclxxxiiij)
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440ccclxxxiiijVon mancherley wunderbaren kranck/ oder wann es ſchon kranck/ wirt es doch nit überwundenn. dieweil
dann den ſterbenden allen das hirn gar ſchwach werden můß/ ſehen ſie alle
etwas.
doch mögen wir nit in etlichen vermercken/ daß ſie etwas ſehen/ dañ
die auſſerliche bewegung hören auff.
darũb vermeinet man diſe ſehen nicht/
wölchen deß hirns temperament etwas langſamers zerſtöret/ dann die ſinn
vnd bewegung hingenom̃en.
wöllichen ſolches ehe beſchicht/ die ſehen allſa-
men.
Wölche nun in den kranckheiten etwas ſehen/ denẽ beſchicht diſes dar
umb/ daß deß hirns temperament zerſtöret/ die geiſt außgelöſchet/ vnd die
dämpff zů dem hirn hinauff ſteigen.
Solches beſchicht alles von der kranck
heit.
wann aber durch diſe das hirn nitt angefochten/ als in der roten růr/
oder herten geſchweren der vnderen glideren/ auch in blůtflüſſen vnd der-
geleichen/ zeigend ſie kein todten oder geſpengſt an/ dann wañ ſie ſchier ſter
ben wöllend/ alſo daß man diſe (wie geſagt) nitt an jnen ſpüren mag.
Wölliche aber ſehend vnd vergeſſend deſſen/ denen iſt eben als wann ſie
nitt ſehen/ weil jr gemüt gar verwirret/ vnnd enderen ſich die bildtnuſſen/
es iſt auch der ſinn hiezwiſchen auffgehalten vnd hört die gedechtnuß auff/
als wann ſie in einem dieffen ſchlaff legend.
Wölliche aber ſehend/ vnd wañ
ſie deß eingedenck/ vermeinend ſie haben nicht warlich geſehen/ ſeind diſe/
in wöllichen die ſinn ſtarck/ wiewol ſie durch zů vyl feüchtigkeit verhinde-
ret werden/ wie wir an einem anderen orth von Oſiandro angezeigt.
Wann
aber die ſinn ſchwecher/ oder als wann wir ſchlieffend/ oder faſteten/ vnnd
aber die andere ding nitt verenderet werden als das bett/ balcken/ tag vnd
ſtund/ ſo beleibt die gedechtnuß vnnd auſſere ſinn/ darumb vermeinend
wir die habend warlich gehört vnnd geſehen.
Vnnd in gemein beſchicht ſol-
liches in der verzuckung/ wölliches dañ ein mittel ding zwiſchen dem ſchlaff
vnd der wachung iſt.
doch můß diſe gar gering ſein.
Die heimlichkeit vnſerer natur ſeind groß vñ wun{der}bar. Es iſt ein frauw
11Ein wunder
bare biſtori.
ſo bey dem thor gegen auffgang wonet/ eines rhor vñ teüchelmachers hauß
frauw/ die hatt xxv.
kinder geboren. ſolliche fruch tbarkeit iſt das erſt wun-
der.
Vnder diſen ſeind zwey die ſie innerthalben zehen monaten geboren/ ſo
beyde doll vnd ſtum̃/ vnd doch gelebt/ vñ nach lebẽ.
Bey dẽ erſtẽ warẽ drey
läſt/ bey dẽ anderen nit allein zwẽtodte/ ſon{der} auch gefaulete.
wie ſie diſe in
dẽleib getragen/ iſt jren nit/ als mit den anderẽ geweſen/ ſon{der} hat zů nide-
reſt im leib ein laſt entpfundẽ/ als wañ es bley geweſen.
Es iſt gleüblich daß
diſe angewachſene läſt mit jrer kelte (dañ es iſt ein ding wie geſtockt blůt) dz
hirne verletzet/ dẽnach auch dz gehör/ vnd die ſtim̃ etwas verhindert/ vor-
ab wañ es faul worden.
Als aber dz hirn geſchediget/ ſeye dz kind etwas vn-
derſich geſtigẽ/ vnnd ſeye der geſtalt auch von der läſten wegen ſehr ſchwer
worden.
Doch vermag die einbildung auch treffenlichen vyl/ vorab bey den
ſch wangeren frauwẽ.
Dañ die erſt krafft diſer würckung iſt in dẽ beyſchlaff
vnd liebe.
dann mit deren wirt ſie fürnemlich erfriſchet oder erlöſchet. Die
andere iſt im ſchlaff/ als etwan vor geſagt.
darum̃ entſchlaff ich bald/ wann
ich die hiſtorien Polyphili hör.
Zům dritten iſt das oben außbrechen/ dann
wañ wir vns wüſte ding für die augen ſtellẽ/ bringt es geleich ein vn willen.
Das viert orth in den ſchwangeren/ wölche den kinderen anmäler bringen
auß jren begirden har.
Die fünfft krafft iſt in den getöſen vnd ſtim̃en/ auß
wölcher gedechtnuß komm̃et etwan ein grauſen in vns.
nach diſen ſeind die
krefft etwas ſchwecher/ als der harnenden.

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