Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 17-21, 1897

List of thumbnails

< >
11
11 (3)
12
12 (4)
13
13 (5)
14
14 (6)
15
15 (7)
16
16 (8)
17
17 (9)
18
18 (10)
19
19 (11)
20
20 (12)
< >
page |< < (7) of 676 > >|
    <echo version="1.0RC">
      <text xml:lang="de" type="free">
        <div xml:id="echoid-div7" type="section" level="1" n="7">
          <p>
            <s xml:id="echoid-s100" xml:space="preserve">
              <pb o="7" file="015" n="15"/>
            ſonſtige Stoffe die Übertragung von Krankheitskeimen herbei-
              <lb/>
            führen, wie es denn auch bekannt iſt, daß die Peſt ſich ſogar
              <lb/>
            durch Briefe von kranken Orten her fortgepflanzt hat, ſo daß
              <lb/>
            man Briefe aus ſolchen Gegenden durch Räucherung zu desin-
              <lb/>
            fizieren ſuchte.</s>
            <s xml:id="echoid-s101" xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s102" xml:space="preserve">Ohne in dieſen Fragen eine ſichere Entſcheidung herbei-
              <lb/>
            zuführen, machte man im vorigen Jahrhundert die wichtige
              <lb/>
            Entdeckung, daß es wirklich möglich ſei, durch eine künſtlich
              <lb/>
            erzeugte, leichte Form einer Krankheit den Anfall einer ſchweren
              <lb/>
            und gefährlichen Form derſelben Krankheit zu verhüten. </s>
            <s xml:id="echoid-s103" xml:space="preserve">Bei
              <lb/>
            der Pockenkraukheit bewährte ſich dieſe Methode und wird
              <lb/>
            deshalb durch geſetzliche Beſtimmungen zur allgemeinen Geltung
              <lb/>
            gebracht. </s>
            <s xml:id="echoid-s104" xml:space="preserve">Man erzeugt künſtlich durch ein ungefährliches
              <lb/>
            Pockengift, das ſich an Schafen und Rindern zeigt, eine gleiche
              <lb/>
            Krankheitserſcheinung au einzelnen Stellen des menſchlichen
              <lb/>
            Körpers, woſelbſt man durch einen feinen Stich in die Ober-
              <lb/>
            haut ein wenig von dem Krankheitsſtoff bis in die Aderhaut
              <lb/>
            hineinbringt. </s>
            <s xml:id="echoid-s105" xml:space="preserve">Nach einigen Tagen zeigt ſich die kleine Wund-
              <lb/>
            ſtelle ein wenig entzündet, und bald darauf entwickelt ſich
              <lb/>
            daſelbſt ein Geſchwür, worin ſich eine ganze Maſſe von
              <lb/>
            gleichem Krankheitsſtoff aus dem Blute des Menſchen an-
              <lb/>
            ſammelt. </s>
            <s xml:id="echoid-s106" xml:space="preserve">Es iſt alſo hier der Krankheitsſtoff wie eine Saat
              <lb/>
            eingepflanzt worden, welche ſich an Ort und Stelle vermehrt.
              <lb/>
            </s>
            <s xml:id="echoid-s107" xml:space="preserve">Man nennt dieſe Operation die
              <emph style="sp">Impfung</emph>
            . </s>
            <s xml:id="echoid-s108" xml:space="preserve">Nach mehreren
              <lb/>
            Tagen mäßigt ſich die Entzündung der geimpften Stelle, und
              <lb/>
            das Geſchwür erreicht eine gewiſſe Reife. </s>
            <s xml:id="echoid-s109" xml:space="preserve">Öffnet man das
              <lb/>
            Häutchen des Geſchwürs und bringt von der darunter ange-
              <lb/>
            ſammelten Materie wiederum etwas an eine Nadel, ſo zeigt
              <lb/>
            ſich auch dieſe abgeimpfte Materie fähig, an anderen Körpern
              <lb/>
            einen gleichen Prozeß herbeizuführen, ſo daß man die Impfung
              <lb/>
            von einem Individuum auf andere übertragen kann.</s>
            <s xml:id="echoid-s110" xml:space="preserve"/>
          </p>
          <p>
            <s xml:id="echoid-s111" xml:space="preserve">Dieſes Verfahren hat den Vorteil, daß die Geimpften vor
              <lb/>
            gefährlichen Pockenkrankheiten auf mindeſtens eine Reihe </s>
          </p>
        </div>
      </text>
    </echo>