Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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5850 ſich in einer fraglichen Angelegenheit benehmen wird. Der
Charakter entſteht eben aus dem beſtimmten Einfluß, den der
Geiſt eines Menſchen auf ſein ganzes Leben ausübt;
wer dieſen
Geiſt eines charakterfeſten Menſchen beurteilt, der wird wiſſen,
was er ihm Gutes oder Übles zutrauen kann;
denn beim Cha-
rakter herrſcht der Geiſt vor, und meiſt in ſolchem Maße, daß
er beſtimmend auf die Neigungen einwirkt.
Bei den Temperamenten ſcheint uns das Gegenteil der
Fall zu ſein.
Charaktere bilden ſich aus Geiſtesſtärke, aus Entſchieden-
heit des Willens heraus;
Temperamente haben einen Urſprung
in dunkleren Neigungen und dieſe, die Neigungen, überwiegen
dann die Geiſteskraft.
— Daher giebt es gute und böſe Cha-
raktere, wie es einen guten und einen böſen Willen giebt;
aber
keine böſen oder guten Temperamente, ſondern angenehme oder
widerſtrebende.
Das Temperament kann man ſich kaum an-
gewöhnen und mit Willen geben;
es liegt in dem Gebiet der
dunklen Neigungen, die oft in der Leibesbeſchaffenheit ihren
Grund haben, und von denen man ſich ſonſt gar nicht losſagen
kann.
Die außerordentliche Mannigfaltigkeit der Menſchen in
Bezug auf Geiſtesſtärke macht es, daß es außerordentlich viel
verſchiedene Charaktere giebt, und bei weitem mehr noch
gemiſchte Charaktere, ſo daß die meiſten Menſchen kein be-
ſtimmtes charakteriſtiſches Gepräge beſitzen.
Ein Gleiches iſt
bei den Temperamenten nicht der Fall.
Bei den Tempera-
menten, wo der Geiſt von geringem gebieteriſchen Einfluß iſt und
meiſt von den Neigungen unwiderſtehlich beherrſcht wird, fehlt
jene Mannigfaltigkeit, ſo daß man Temperamente in vier Haupt-
gattungen einzuteilen imſtande war und man fa ſt von jedem
Menſchen ſagen kann, welchem Temperamente er ſich zuneigt.

Über den Charakter eines und desſelben Menſchen iſt man
nicht ſelten in Zweifel und in heftigem Streit mit vielen

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