Bernstein, Aaron
,
Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16
,
1897
Text
Text Image
Image
XML
Thumbnail overview
Document information
None
Concordance
Notes
Handwritten
Figures
Content
Thumbnails
page
|<
<
(21)
of 896
>
>|
<
echo
version
="
1.0RC
">
<
text
xml:lang
="
de
"
type
="
free
">
<
div
xml:id
="
echoid-div12
"
type
="
section
"
level
="
1
"
n
="
12
">
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s293
"
xml:space
="
preserve
">
<
pb
o
="
21
"
file
="
0029
"
n
="
29
"/>
reicher an Material der Erkenntnis wird; </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s294
"
xml:space
="
preserve
">aber der Geiſt ſelbſt
<
lb
/>
iſt keineswegs ſchärfer und fähiger geworden.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s295
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s296
"
xml:space
="
preserve
">All’ dies giebt den Beweis, daß es nicht nur feſte Geſetze
<
lb
/>
des Denkens, ſondern auch gewiſſe, feſtſtehende, allgemeine
<
lb
/>
Regeln der Geiſtesanſchauungen giebt, die ſeit Jahrtauſenden
<
lb
/>
in dem Menſchengeſchlechte nicht wechſeln, ſondern ihm eigen-
<
lb
/>
tümlich ſind und bleiben. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s297
"
xml:space
="
preserve
">All’ dies deutet darauf hin, daß die
<
lb
/>
Natur dem Menſchengeiſt eine gewiſſe Richtung der Denkweiſe
<
lb
/>
gegeben hat, von der er nicht imſtande iſt abzuweichen.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s298
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s299
"
xml:space
="
preserve
">Es giebt daher Überzeugungen, die der Menſch als
<
lb
/>
unumſtößliche, als ewige Wahrheiten anerkennt. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s300
"
xml:space
="
preserve
">Jeder Menſch,
<
lb
/>
der z. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s301
"
xml:space
="
preserve
">B. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s302
"
xml:space
="
preserve
">einmal den mathematiſchen Lehrſatz erkannt, daß
<
lb
/>
die drei Winkel eines Dreiecks gleich zweien rechten Winkeln
<
lb
/>
ſind, der wird in ſich fühlen, wie es unmöglich iſt, daß jemals
<
lb
/>
ein Menſchenverſtand dies als einen Irrtum wird darthun
<
lb
/>
können. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s303
"
xml:space
="
preserve
">Die Wahrheit dieſes Satzes iſt ihm ſo feſt eingeprägt
<
lb
/>
und entſpricht ſo ganz und gar dem Denkvermögen des Geiſtes,
<
lb
/>
daß man ſich ganz unmöglich eine Vorſtellung machen kann
<
lb
/>
von Weſen, deren Geiſt andere Regeln des Denkens, mit anderen
<
lb
/>
Worten andere Denkformen habe und deshalb auf ein anderes
<
lb
/>
Reſultat des Denkens gelangen könne.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s304
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
<
p
>
<
s
xml:id
="
echoid-s305
"
xml:space
="
preserve
">Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß es ebenſo natur-
<
lb
/>
gemäße Regeln des Denkens giebt, wie es naturgemäße Regeln
<
lb
/>
für das Wachstum des menſchlichen Leibes giebt. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s306
"
xml:space
="
preserve
">Dieſelbe Geſetz-
<
lb
/>
lichkeit, die es macht, daß das Gehirn des Menſchen ſo und
<
lb
/>
nicht anders gebaut iſt, dieſelbe Geſetzlichkeit zwingt das Gehirn,
<
lb
/>
ſo und nicht in anderer, in willkürlicher Weiſe zu denken. </
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s307
"
xml:space
="
preserve
">Da
<
lb
/>
aber trotzdem die Gedanken der Menſchen außerordentlich von
<
lb
/>
einander abweichen, ſo iſt es klar, daß die Natur ihnen auch
<
lb
/>
in dieſer Beziehung nur die Neigung zum Richtigen gegeben,
<
lb
/>
jedoch eine Freiheit gelaſſen hat, innerhalb dieſer Neigungen
<
lb
/>
ihre Denkergabe zu benutzen.</
s
>
<
s
xml:id
="
echoid-s308
"
xml:space
="
preserve
"/>
</
p
>
</
div
>
</
text
>
</
echo
>