Bernstein, Aaron, Naturwissenschaftliche Volksbücher, Bd. 12-16, 1897

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            <emph style="bf">VII. Geiſtige Neigungen.</emph>
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            <s xml:id="echoid-s272" xml:space="preserve">Wir haben bisher nur diejenigen Neigungen der Menſchen
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            in Betracht gezogen, die in gewiſſem Sinne dem Inſtinkt der
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            Tiere ähnlich ſind, und haben dieſe Neigungen dahin erklärt,
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            daß ſie zwar im allgemeinen von einer eben ſolchen Natur-
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            notwendigkeit herrühren wie die Inſtinkte der Tiere, jedoch
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            geregelt werden durch etwas, das den Tieren mangelt, nämlich
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            durch den Geiſt der Menſchen, der auf die Neigungen einen
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            freien Einfluß ausübt.</s>
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            <s xml:id="echoid-s274" xml:space="preserve">Jetzt jedoch müſſen wir noch einen Schritt weiter gehen
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            und darthun, daß auch der Geiſt ſelbſt gewiſſen Neigungen
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            unterworfen iſt.</s>
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            <s xml:id="echoid-s276" xml:space="preserve">Es iſt höchſt merkwürdig wahrzunehmen, daß der Trieb zum
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            Denken ſchon in den allerälteſten Menſchen der verfloſſenen
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            Jahrtauſende lebendig und regſam geweſen iſt, wichtiger noch
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            iſt es zu ſehen, wie ſie im Denken ganz denſelben Geſetzen ge-
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            folgt ſind, denen wir auch folgen müſſen. </s>
            <s xml:id="echoid-s277" xml:space="preserve">Die Geſetze des
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            Denkens, das was man wiſſenſchaftlich die Logik nennt, ſind
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            ſo alt wie die Menſchheit, mindeſtens ſo alt wie irgend ein
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            Denkmal menſchlichen Daſeins überhaupt. </s>
            <s xml:id="echoid-s278" xml:space="preserve">Die Weiſen der
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            älteſten Nationen haben zwar in den meiſten Dingen irrige
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            Vorſtellungen gehabt. </s>
            <s xml:id="echoid-s279" xml:space="preserve">Ihre Erfahrung war aber ärmer als
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            die unſrige. </s>
            <s xml:id="echoid-s280" xml:space="preserve">Sie wußten von den Naturerſcheinungen weniger,
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            waren nicht ſo ausgebildet in der Beobachtungsgabe und nicht
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            ſo gut ausgerüſtet mit den Mitteln, die Natur zu beobachten
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            wie wir. </s>
            <s xml:id="echoid-s281" xml:space="preserve">Sie haben ſich daher falſche Vorſtellungen von
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            wirklichen Dingen gemacht, und waren nicht imſtande Dinge
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            zu durchforſchen, zu denen genaue Kenntnis des Materials nötig
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            war. </s>
            <s xml:id="echoid-s282" xml:space="preserve">Aber ſie waren ſo geſcheit, ſo weiſe, ſo ſcharfſinnig,
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            ſo tief vernünftig, wie nur die Weiſeſten des jetzt lebenden
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            Geſchlechts.</s>
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