Ampère, André-Marie, Natürliches System aller Naturwissenschaften : eine Begegnung deutscher und französischer Speculation, 1844

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            ſchaften einer Wiſſenſchaft bedürfen, welche die Mannig-
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            faltigkeit der in ihnen gelehrten Erſcheinungen in einem er-
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            klärenden Mittelpunkt zuſammenfaßt und um die ſich bis jetzt
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            Phyſiker und Chemiker ungemein wenig bekümmert haben.
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            <s xml:id="echoid-s1354" xml:space="preserve">Nach welchen Geſetzen theilt ſich die Geſammtheit der Elemente
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            in gewiſſe Gruppen, nach welchen Geſetzen theilen ſich die
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            beſonderen Gruppen in die einzelnen Elemente? </s>
            <s xml:id="echoid-s1355" xml:space="preserve">welches
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            ſind die Gründe ihrer electriſchen und galvaniſchen Bezie-
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            hungen und ihrer chemiſchen Affinitäten unter einander? </s>
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            Dieſe Fragen drängen ſich nothwendig auf, nachdem man
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            das Detail aller dieſer Erſcheinungen durchlaufen. </s>
            <s xml:id="echoid-s1357" xml:space="preserve">Schon
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            die Conſtanz der Miſchungsgewichte, welche die einzelnen
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            Elemente in allen Verbindungen behaupten, führen auf die
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            Annahme, daß alle dieſe Elemente zuſammen
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            Ganzes
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            mit einander bilden, deſſen Gliederung von einem einfachen
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            Geſetz beherrſcht ſein muß, wie die Wechſelwirkungen ſeiner
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            Theile.</s>
            <s xml:id="echoid-s1358" xml:space="preserve"> Dieſe philoſophiſche Phyſik fehlt noch ebenſo, wie die Philoſophie der Größe. </s>
            <s xml:id="echoid-s1359" xml:space="preserve">Ampère hat das Bedürfniß
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            einer ſolchen Wiſſenſchaft gleichfalls empfunden, aber ſeine
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              <emph style="sp">Atomologie</emph>
            wird daſſelbe ſchwerlich befriedigen,
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              nicht durch Zerlegung der Elemente in ihre
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              kleinſten Theile, ſondern durch Betrachtung des
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              Zuſammenhangs, in dem jedes Element mit der
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              Geſammtheit aller übrigen Elemente ſteht,
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              findet man das Geſetz, das das Ganze und das
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              Einzelne beherrſcht</emph>
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            <s xml:id="echoid-s1361" xml:space="preserve">Bei den mediciniſchen Wiſſenſchaften könnte man bei
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            der
              <emph style="sp">Prophylactik</emph>
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            zweifeln, ob ſie wohl
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            den cryptologiſchen Geſichtspunkt vollſtändig repräſentiren,
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            da man gewöhnlich beide Wiſſenſchaften nur in einem be-
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            ſchränkten Sinn auffaßt und faſt wie Nebenſachen behandelt.
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            <s xml:id="echoid-s1362" xml:space="preserve">Man kann jedoch in der That in dieſen Wiſſenſchaften das
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              <note symbol="*" position="foot" xlink:label="note-0123-01" xlink:href="note-0123-01a" xml:space="preserve">Siehe hierüber meine Schrift: „Weſen der Natur.” Bei Ebner
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              und Seubert, Stuttgart 1839.</note>
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