Cardano, Geronimo, Offenbarung der Natur und natürlicher dingen auch mancherley subtiler würckungen
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              <pb o="dxcij" file="0648" n="648" rhead="Von mancherlei wunderbaren"/>
            diſe vrſach/ weil in jren verßen offtkein rechte menſur vorhanden/ daß die
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            Sybillen wann ſie geweyſſaget/ harnach aller deren dingen vergeſſen die
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            ſie geredt hatten/ vnnd daß die notarien vnnd ſchreiber von wegen jrer vn
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            wiſſenheit die verß nit recht beſchriben. </s>
            <s xml:id="echoid-s18852" xml:space="preserve">Deßhalben wie Plato der Sybillen
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            weyſſagungen bedacht/ ſoll er diſes von jnen geredt haben/ ob diſe wol vyl
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            vnnd große ding weyſſagen/ wüſſend ſie doch nit was ſie ſagen.</s>
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            <s xml:id="echoid-s18854" xml:space="preserve">Alſo iſt auch diſes/ daß er am ſelbigen orth vonn dem Künig Ptolemeo/
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              <note position="left" xlink:label="note-0648-01" xlink:href="note-0648-01a" xml:space="preserve">Vonden ſie
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              bentzig Dol
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              metſchen.</note>
            wöllicher Philaldelphus genennet/ anzeücht. </s>
            <s xml:id="echoid-s18855" xml:space="preserve">dañ wie diſer ein treffenliche
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            liberey begert an zů richtẽ/ vnd nun mit großẽ gůt treffenlich vyl bücher al
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            lenthalbẽ har beſamblet/ hatt er vernom̃en daß die Iuden ein bůch hinder
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            jnen habend/ wölliches von erſchöpffung vnnd anfang aller dingenn/ vyl
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            anderſt dann die überigen haltet. </s>
            <s xml:id="echoid-s18856" xml:space="preserve">Wie er nun das ſelbig exemplar bekom-
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            men/ hat er ſiebentzig Iuden berüffet die der Hebreyſchẽ vnd Griecheſchen
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            ſprach wol erfaren/ vnnd ſie von einander in dem thurn Pharo geordnet/
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            wölcher an dem meer in der enge bey Egypten ſthet. </s>
            <s xml:id="echoid-s18857" xml:space="preserve">Wie er nun vermeinet
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            es were etwas darinn verborgen/ wölches die Hebreer wurden außlaſſen o-
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            der verenderen/ die aber nutzlich vnnd gantz wunderbar werend/ wie dann
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            ſolche meinung nach in etlichen ſtecket/ als in dem großen vnnd kleinen na
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            men Gottes/ in den gewichten vnd zaalen/ von wölchen das Thalmudt di
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            ſputieret/ hatt er die Doltmetſchen all von einanderen in dem thurn abge-
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            ſünderet/ damitt ſie nit mit einander reden vnnd zůſamen kommen möch-
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            ten. </s>
            <s xml:id="echoid-s18858" xml:space="preserve">wie dañ ſolliches (als geſagt) nach Iuſtinus bezeüget/ ſprechende/ Da-
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            mit ſie aber vngeirret an einem beſonderen orth weren/ vnnd deſter ehe al-
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            les verdolmetſchen möchten/ hat er befolhen man ſolle jnẽ nit in der ſtatt/
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            ſonder ſieben ſtadien daruon in dem thurn Pharen/ kleine heüßlin bauwẽ/
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            ſo vyl als der Dolmetſchen werend/ einem yeden das ſein/ damit ein yeder
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            für ſich ſelbs das ampt/ ſo ihnen befolhen/ außrichtet. </s>
            <s xml:id="echoid-s18859" xml:space="preserve">den dieneren aber ſo
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            vmb diſe waren hat er gebotten/ ſie ſolten deren fleyſſig warten/ vnd nit zů
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            laſſen daß ſie zůſamen kemend/ damit die Dolmetſchung eigentlicher voll-
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            bracht/ vnnd man hiemit vermercken möchte/ wie ſie zůſamen ſtimmetend.
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            <s xml:id="echoid-s18860" xml:space="preserve">nach dem er aber verſtanden dz diſe ſiebentzig mañ nit allein ein meinung/
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            ſonder auch geleiche wörter darzů gebraucht/ vnd gantz kein wort von dem
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            anderen ſtimmet/ darzů gentzlich ein ding allethalben geſchriben/ iſt er er-
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            ſtaunet/ vnnd eigentlichen glaubet/ daß diſe verdolmetſchung auß göttli-
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            cher krafft beſchehen/ vnnd verſtanden daß die außleger aller ehren werdt/
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            als fründ Gottes. </s>
            <s xml:id="echoid-s18861" xml:space="preserve">deßhalbẽ hat er ſie reichlich begaabet/ vnnd wider laſſen
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            in jr vatterland ziechẽ. </s>
            <s xml:id="echoid-s18862" xml:space="preserve">er hat auch diſes für Göttliche bücher geachtet (wie
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            ſich dann gezimmet) vnnd daſelbſten behalten. </s>
            <s xml:id="echoid-s18863" xml:space="preserve">Diſes hab ich eüch Heyden
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            angezeigt/ damit ihr es nit für ein fabel oder erdicht hielten/ ſonder für ein
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            waare hiſtorien/ wölche vns die einwoner vmb Pharo ſelbs angezeigt/ wie
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            ſie es von jren altuorderen gehöret/ vnnd wie wir diſes ſelbs geſechen. </s>
            <s xml:id="echoid-s18864" xml:space="preserve">dann
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            wie ich zů Alexandria geweſen/ hab ich geſechen daß man die alten heüßlin
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            in Pharo nach verwaret/ als überblibene ſtuck. </s>
            <s xml:id="echoid-s18865" xml:space="preserve">Alſo vyl ſagt Iuſtinus.</s>
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            <s xml:id="echoid-s18867" xml:space="preserve">Aber diſes iſt wunderbar vnnd falſch/ dieweil es nitt der waarheit ge-
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            mäß/ wann der Künig diſes hette erfaren wellẽ/ daß er ſie zůſamen gethon
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            hette/ dieweil ſie auff vyl weg die hüter hetten betriegen mögen/ ſo ſie an ei-
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            nem orth geweſen. </s>
            <s xml:id="echoid-s18868" xml:space="preserve">Sonder er hat ſie vyl mehr darumb zůſamen gethon/ dz
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            ſie mit gemeinem verſtand wz ſchwer geweſen/ deſter beſſer </s>
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