Einstein, Albert. 'Ueber die vom Relativitaetsprinzip geforderte Traegheit der Energie'. Annalen der Physik, 23 (1907)
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auf die Stabenden für ganz kurze Zeit entgegengesetzt gleiche
P wirken, während der Stab in allen übrigen Zeiten
Kräften nicht unterworfen sei. Es ist klar, daß die genannte,
zur Zeit t0 auf den Stab ausgeübte Wirkung eine Bewegung
des Stabes nicht erzeugt. Wir be-
trachten PIC genau denselben Vor-
gang von einem zum vorher be-
nutzten parallelachsigen Koordi-
natensystem aus, relativ zu welchem
sich unser Stab in der Richtung A--B mit der Geschwindigkeit v
bewegt. Von dem letztgenannten Koordinatensystem aus beurteilt,
wirken nun aber die Kraftimpulse in A und B nicht gleichzeitig;
der Impuls in B ist vielmehr gegen den Impuls in A verspätet um
lb(v/V 2) Zeiteinheiten, l die (ruhend gemessene) Stab-
länge bedeutet. Wir sind also zu dem folgenden sonderbar
aussehenden Resultat gekommen. Auf den bewegten AB
wirkt zuerst in A ein Kraftimpuls und darauf nach einiger
Zeit ein entgegengesetzter in B. Diese beiden Kraftimpulse
kompensieren einander derart, daß die Bewegung des Stabes
durch sie nicht modifiziert wird. Noch merkwürdiger erscheint
der Fall, wenn wir nach der Energie des Stabes fragen zu
einer Zeit, in welcher der Impuls in A bereits vorbei ist,
während der Impuls in B noch nicht zu wirken begonnen hat.
Der Impuls in A hat auf den Stab Arbeit übertragen (weil
der Stab bewegt ist); um diese Arbeit muß sich also die
Energie des Stabes vermehrt haben. Gleichwohl hat sich weder
die Geschwindigkeit des Stabes noch sonst eine auf ihn Bezug
habende Größe, von der wir die Energiefunktion des Stabes
abhängen lassen könnten, geändert. Es scheint also eine Ver-
letzung des Energieprinzipes

Die prinzipielle Lösung dieser Schwierigkeit liegt auf der
Hand. Indem wir implizite annehmen, durch die auf den
Stab wirkenden Kräfte und durch die in demselben Augenblick
herrschende Stabgeschwindigkeit den Momentanzustand des
Stabes vollständig bestimmen zu können, nehmen wir an, daß
ein Geschwindigkeitszuwachs des Körpers durch die ihn er-
zeugende, irgendwo am Körper angreifende Kraft momentan
erzeugt werde, daß also die Ausbreitung der auf einen Punkt
des Körpers ausgeübten Kraft über den ganzen Körper keine

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