Einstein, Albert. 'Ueber den Einfluss der Schwerkraft auf die Ausbreitung des Lichtes'. Annalen der Physik, 35 (1911)

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müssen also die Spektrallinien des Sonnenlichtes gegenüber
den
entsprechenden Spektrallinien irdischer Lichtquellen etwas
nach
dem Rot verschoben sein, und zwar um den relativen

n0---n-= --P- = 2 .10-6 .   n0      c2

Wenn die Bedingungen, unter welchen die Sonnenlinien ent-
stehen
, genau bekannt wären, wäre diese Verschiebung noch
der
Messung zugänglich. Da aber anderweitige Einflüsse
(Druck, Temperatur) die Lage des Schwerpunktes der Spektral-
linien
beeinflussen, ist es schwer zu konstatieren, ob der hier
abgeleitete
Einfluß des Gravitationspotentials wirklich existiert.1

Bei oberflächlicher Betrachtung scheint Gleichung (2)
bzw
. (2a) eine Absurdität auszusagen. Wie kann bei bestän-
diger
Lichtübertragung von S2 S1 in S1 eine andere An-
zahl
von Perioden pro Sekunde ankommen, als in S2 emittiert
wird
? Die Antwort ist aber einfach. Wir können n2 bzw. n1
nicht
als Frequenzen schlechthin (als Anzahl Perioden pro
Sekunde
) ansehen, da wir eine Zeit im System K noch nicht
festgelegt
haben. n2 bedeutet die Anzahl Perioden, bezogen
auf
die Zeiteinheit der Uhr U in S2, n1 die Anzahl Perioden,
bezogen
auf die Zeiteinheit der gleich beschaffenen Uhr U
in
S1. Nichts zwingt uns zu der Annahme, daß die in ver-
schiedenen
Gravitationspotentialen befindlichen Uhren U als
gleich
rasch gehend aufgefaßt werden müssen. Dagegen müssen
wir
die Zeit in K sicher so definieren, daß die Anzahl der
Wellenberge
und Wellentäler, die sich zwischen S2 und S1 be-
finden
, von dem Absolutwerte der Zeit unabhängig ist; denn
der
ins Auge gefaßte Prozeß ist seiner Natur nach ein statio-
närer
. Würden wir diese Bedingung nicht erfüllen, so kämen
wir
zu einer Zeitdefinition, bei deren Anwendung die Zeit
explizite
in die Naturgesetze einginge, was sicher unnatürlich
und
unzweckmäßig wäre. Die Uhren in S1 und S2 geben also

1) L. F. Jewell (Journ. de phys. 6. p. 84. 1897) und insbesondere
Ch
. Fabry u. H. Boisson (Compt. rend. 148. p. 688--690. 1909) haben
derartige
Verschiebungen feiner Spektrallinien nach dem roten Ende des
Spektrums
von der hier berechneten Größenordnung tatsächlich kon-
statiert
, aber einer Wirkung des Druckes in der absorbierenden Schicht

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