Moritz Schlick an Albert Einstein

Wien, d. 12. Juni 1926

IV., Prinz-Eugen-Str. 68

Hochverehrter, lieber Herr Professor,

nach langen Verzögerungen hat endlich heute die Enthüllung des Mach-Denkmals im Rathauspark vor der Universität stattgefunden. Ich danke Ihnen noch einmal recht herzlich für den Beitrag, der, wie Sie aus der Beilage sehen, in der heutigen Nummer der Neuen Freien Presse abgedruckt ist. Einige weitere Beiträge zur Erinnerung an Mach (z.B. von Lampa) werden, glaube ich, später erscheinen, und ich will sie Ihnen auch gerne zusenden. Das kleine Denkmal würde Ihnen sicher gefallen. Es ist schlicht und steht an einer ruhigen schattigen Stelle des Parks. Welch eine Freude wäre es für mich, wenn ich es Ihnen bald einmal zeigen könnte!

Die gegenwärtige Quantenphysik erfüllt die Philosophen mit grossem Staunen. Aber Staunen ist ja gut für sie.

In Wien wird jetzt viel philosophiert. Bald hoffe ich Ihnen einige Proben davon vorlegen zu können, die Sie gewiss auch interessieren werden.

Mit den allerherzlichsten Wünschen begrüsse ich Sie in tiefer Dankbarkeit und Ergebenheit.

Ihr

M. Schlick